Herz und Kreislauf

Covid-19: Komplikationen am Herzen sicher erkennen – per Echokardiografie!

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann auch das Herz krank machen. Experten raten auch Patienten ohne Vorerkrankungen, bei anhaltenden Beschwerden zu einem Echokardiogramm.

20.03.2021
Foto: AdobeStock/emeraldphoto

Viele ältere Patienten entwickeln im Laufe einer COVID-19-Erkrankung Komplikationen am Herzen, beispielsweise eine Herzmuskelentzündung. Langzeitfolgen, wie Luftnot, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, unter denen viele COVID-Patienten leiden, können auch auf eine durch die Infektion entstandene Herzschwäche hindeuten.
Insbesondere ältere Patienten mit Vorerkrankungen am Herzen scheinen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe von COVID-19 zu haben. Umso wichtiger ist es, Anzeichen für Schäden am Herzen früh zu erkennen. Die schnellste und einfachste Methode ist dabei die Echokardiografie. Wie genau der Herzultraschall bei akuter Infektion und in der Nachsorge eingesetzt wird, erklärten Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V. (DEGUM) auf einer Online-Pressekonferenz im Dezember 2020.

Herzleistung und Herzklappen prüfen

Die Echokardiografie, die Ultraschalluntersuchung des Herzens, ist eine der wichtigsten Routineuntersuchungen am Herzen. Diese Ultraschalluntersuchung nutzt der Kardiologe, um zum Beispiel eine Herzinsuffizienz zu erkennen oder den Zustand der Herzklappen zu beurteilen. Die transösophageale Echokardiografie (auch „Schluckecho“ genannt), bei dem eine Ultraschallsonde über die Speiseröhre eingeführt wird, liefert Erkenntnisse über Blutgerinnsel in den Vorhöfen oder, bei Verdacht, auf eine bakterielle Infektion der Herzklappen (Endokarditis). „Die Echokardiografie ist die zentrale Bildgebung in der Kardiologie und in der Altersmedizin nicht wegzudenken“, erklärt Professor Dr. med. Fabian Knebel, Leitender Oberarzt an der Berliner Charité, Klinik für Kardiologie am Campus Mitte. Sie sei vielseitig einsetzbar, habe keine Kontraindikation, geringe Kosten und könne auch für Wiederholungsuntersuchungen genutzt werden, so der Leiter des Arbeitskreises Echokardiografie in der DEGUM. Vor allem aber auch in Zeiten der COVID-19-Pandemie habe sich das Herzultraschall zu einem wichtigen Instrument entwickelt. „Insbesondere ältere Patienten mit kardialen Vorerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe von COVID-19“, sagt Knebel. Wer beispielsweise an Störungen der linksventrikulären Pumpfunktion leidet oder einen Herzklappenfehler hat, sollte sich im Falle einer COVID-19-Infektion dringend einer Echokardiografie unterziehen.

Auch ohne Vorerkrankungen sinnvoll

Dies gelte auch für Patienten ohne bekannte Vorerkrankungen. „In der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass eine engmaschige echokardiografische Untersuchung von COVID-Patienten sinnvoll ist“, betont Knebel und verweist auf die erhöhte Gefahr für eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) während einer Infektion. „Hier bietet es sich an, moderne echokardiografische Methoden wie den Screen einzusetzen.“ Dies belegen auch Studien.
Laut einer Publikation in der Fachzeitschrift Jama Cardiology hatten von 100 Patienten, die durch das Hessische COVID-19-Testzentrum identifiziert wurden, Wochen nach der Genesung 78 Auffälligkeiten am Herzen – davon wiesen 60 Anzeichen einer Herzmuskelentzündung auf. Hier wurde das Herz mittels MRT untersucht.
Eine frühe Diagnose sei deshalb wichtig, da die rechtzeitige Behandlung schwere Entzündungsschäden verringern oder sogar aufhalten kann. „Wir empfehlen in jedem Fall, dass Patienten, die nach einer COVID-19-Infektion beispielsweise weiterhin an Luftnot oder Abgeschlagenheit leiden, sich echokardiografisch untersuchen lassen, um neben einer Myokarditis auch eine Verminderung der Herzfunktion zu erkennen“, sagt Knebel.

Kettenreaktion rechtzeitig stoppen

Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass es sich bei COVID-19 um eine Erkrankung des Endothels handelt. Die Schädigung des Endothels durch SARS-CoV-2 bildet den Beginn einer Reaktionskette, die mit der Thrombosierung der kleinen Blutgefäße endet. Die Folge ist eine verstärkte Verklumpungsneigung des Blutes. In Autopsien verstorbener Patienten stellten Mediziner überraschend viele Thrombosen und Blutgerinnsel in Arterien, Venen und auch Kapillaren fest. „Etwa ein Drittel der schwer an COVID-19 erkrankten Patienten verstirbt an Thrombosen und Lungenembolien“, erklärt Knebel. Des Weiteren sei beobachtet worden, dass es bei einigen COVID-Patienten durch Thrombosen und Thrombembolien zu einer Erhöhung des Lungendrucks und einer Vergrößerung des rechten Herzens kommen kann. „Auch hier ist die Echokardiografie eine sehr elegante Methode, um dies frühzeitig und sicher zu detektieren“, so der Oberarzt. (DEGUM/red)