Haut, Haare und Ästhetik

Wenn die Haut juckt und schmerzt

08.09.2022
Die chronisch-entzündliche Hautkrankheit Neurodermitis kann durch unterschiedliche Einflüsse auftreten.  Foto: AdobeStock/komokvm Die chronisch-entzündliche Hautkrankheit Neurodermitis kann durch unterschiedliche Einflüsse auftreten. Foto: AdobeStock/komokvm
Foto: Lilium Klinik

Dr. med. Reinhard Titel
Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
LILIUM Klinik Wiesbaden



Mehr als 4,5 Millionen Menschen in Deutschland sind aktuell von Neurodermitis betroffen. Die damit einhergehenden Beeinträchtigungen wie Schmerzen, Juckreiz, Schlafstörungen und die psychische Belastung zwingen Betroffene zu einer regelrechten Odyssee von Arztbesuchen und Klinikaufenthalten. Doch oftmals sind erreichte Erfolge nur von kurzer Dauer und der lästige Ausschlag kehrt zurück. „Das liegt in der Regel daran, dass viele Ärzte lediglich die Symptome behandeln. Um den Hautausschlag zu lindern, verschreiben sie beispielsweise cortisonhaltige Cremes oder Bestrahlungstherapien. Diese beheben allerdings nicht die tiefer liegenden Ursachen der Erkrankung“, erklärt Univ. Doz. Dr. John Ionescu, Gründer und wissenschaftlicher Leiter der Spezialklinik Neukirchen.
Die Auslöser für Neurodermitis können vielfältig sein. Häufig spielen Allergene, beispielsweise aus Kuhmilch, Hühnereiern oder auch Pollen eine große Rolle bei der Entstehung des Hautausschlags. Aber auch Umweltfaktoren wie Pestizide oder Amalgamfüllungen führen inzwischen bei vielen Betroffenen zu der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit. „Auch eine Störung der Darmflora kann die Entstehung von Neurodermitis begünstigen, denn das Mikrobiom im Darm ist sehr eng mit dem Immunsystem verbunden. Gerät es aus der Balance, wird die Schutzfunktion der Haut herabgesetzt. Infolgedessen wird sie trocken und empfindlich und die stark juckenden Ekzeme entstehen“, weiß Dr. Ionescu.
Obwohl Neurodermitis grundsätzlich nicht heilbar ist, lassen sich die Beschwerden mit einigen Maßnahmen deutlich unter Kontrolle halten. Im ersten Schritt gilt es, die bei jedem Patienten individuellen Auslöser zu identifizieren und zu vermeiden. Bei einer zugrunde liegenden Lebensmittelallergie stellen Betroffene beispielsweise ihre Ernährung um. Auf welche Nahrungsmittel sie verzichten sollten, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Zitrusfrüchte, Nüsse, Milchprodukte oder Weizen stellen allerdings die häufigsten Neurodermitis-Auslöser dar. Positiv wirken sich hingegen Kurkuma, Waldbeeren und Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen aus, da sie antientzündliche Eigenschaften haben. „Sorgen Toxine – beispielsweise Quecksilber aus Amalgamfüllungen oder chemische Rückstände aus Pestiziden – für den Hautausschlag, können sie über verschiedene Methoden aus dem Körper ausgeleitet werden“, erläutert Dr. Ionescu. Außerdem sollten Betroffene ihre Kosmetika wechseln, denn in vielen Cremes und Duschgelen befinden sich Duft- und Konservierungsstoffe, auf die Neurodermitis-Patienten häufig sensibel reagieren. Auch ein erhöhter psychosozialer Stress kann Erkrankungsschübe auslösen und sollte deshalb vermieden werden.
Es gibt verschiedene Produktlinien von Körper- und Gesichtspflege, die auf Neurodermitis-Patienten abgestimmt sind. Die konsequente, tägliche Pflegeroutine ist wichtig – und trägt dann nicht nur zur Linderung der Beschwerden, sondern auch zur nachhaltigen Verbesserung des Hautbildes und damit auch zur Steigerung des Selbstwertgefühls und der Lebensqualität bei. (red/eva)