Haut, Haare und Ästhetik

Lipödeme sind keine Frage des Alters

Schwellungen an Armen und Beinen sind ein Schönheitsmakel. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig.

26.08.2020
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Dr. med. Reinhard Titel
Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
LILIUM Klinik Wiesbaden



Die Schauspielerin Mimi Fiedler (44) leidet seit ihrer Jugend unter Cellulite und unterzog sich bereits einer operativen Behandlung ihres Bindegewebes. Mit Anfang 40 kam die Diagnose Lipödem hinzu. Dabei handelt es sich um eine krankhafte Fettverteilungsstörung. An Ober- und Unterschenkeln, dem Gesäß- und Hüftbereich, den Innenseiten der Kniegelenke und an den Oberarmen kommt es dann zu Wassereinlagerungen sowie einem erhöhten Anteil an Fettgewebe. Ohne Behandlung kann sich ein Lipödem zu einem Liplymphödem entwickeln. Dann kommt es zum Stau im Lymphsystem.

Keine Frage des Alters

In Deutschland leiden etwa drei Millionen Frauen an dieser Erkrankung. Das Alter spielt dabei keine Rolle. „Daher ist es nicht unüblich, dass Mimi Fiedler mit Anfang 40 diese Diagnose ereilte“, weiß Dr. Murat Dagdelen, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Gründer und Ärztlicher Direktor von DiaMonD Aesthetics.
Doch eine genetisch bedingte Bindegewebsschwäche führt nicht automatisch zu einer erhöhten Anfälligkeit für ein Lipödem. Dr. Dagdelen: „Cellulite und die Neigung zum Lipödem entstehen tatsächlich unabhängig voneinander, das heißt, die Anfälligkeit für eine chronische Fettverteilungsstörung und ein Lipödem werden durch eine Bindegewebsschwäche nicht beeinflusst oder gar erhöht.“
Das Problem: Oft wird ein Lipödem als Übergewicht abgetan. Dabei handelt es sich nicht um klassische Fettdepots, die man mit Sport in den Griff bekommt. „Zu den Symptomen zählen Spannungsgefühle sowie Druck- und Schmerzempfinden. Zudem neigen die Betroffenen verstärkt zu Schwellungen an Beinen und Armen und sind anfälliger für die Bildung von blauen Flecken. Generell treten Lipödeme immer symmetrisch auf – also beispielsweise an beiden Armen oder Beinen.“

Strümpfe und Lymphdrainage

Bei der Behandlung sind konsequent getragene, maßgeschneiderte Kompressionsstrümpfe wichtig. Zusätzlich kann man die Beschwerden durch eine `Komplexe Physikalische Entstauungstherapie´ abmildern. Diese besteht aus Manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Bewegungstherapie und Hautpflege. Durch die Lymphdrainage – einer speziellen Massageart – wird der Lymphstau im Gewebe reduziert. Die Druckausübung der Kompressionsverbände wirkt zudem der Ansammlung von Lymphflüssigkeit entgegen. Darüber hinaus ist Bewegung förderlich für den Abtransport der Flüssigkeit. Im Zuge der Behandlung ist auch eine umfassende Hautpflege wichtig, damit es nicht zu Infektionen kommt oder Risse in der Haut entstehen. (red)