Haut, Haare und Ästhetik

In der Vitamin-D-Falle?

Im Sommer können wir die leeren Vitamin D-Speicher wieder füllen. Doch wie viel Sonnenbaden ist dafür sinnvoll, ohne dass man dafür seine Haut riskiert?

24.08.2018
Nur wenige Minuten Sonne ohne Schutz genügen.   Foto: AdobeStock / detailblick-foto Nur wenige Minuten Sonne ohne Schutz genügen. Foto: AdobeStock / detailblick-foto
Foto: Lilium Klinik

Dr. med. Reinhard Titel
Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
LILIUM Klinik Wiesbaden



Sonne, Sonne, Strand – die großen Ferien stehen unmittelbar bevor. Jetzt läuft im Körper die Vitamin D-Produktion heiß. Denn nur dank des Sonnenlichts kann das wichtige Vitamin überhaupt gebildet werden. Vitamin D sei für die Gesundheit unerlässlich, betont Prof. Dr. Uwe Reinhold, Hautarzt in Bonn. Der Körper benötige Vitamin D für den Kalzium- und Mineralstoffwechsel und den Knochenaufbau.

Gefährlicher Mangel

Neuere wissenschaftliche Forschungen weisen darauf hin, dass Vitamin D außerdem für die Entwicklung von Muskulatur und Nervensystem sowie für das Immunsystem eine wichtige Rolle spielt. Ein Vitamin D-Mangel wird unter anderem als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose und Diabetes sowie für Brust-, Darm-und Prostatakrebs diskutiert, berichtet der Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD).
Zwar wird Vitamin D dem Körper zu einem gewissen Teil über die Nahrung zugeführt und ist beispielsweise in fettreichem Seefisch, in geringen Mengen auch in Eigelb und Milchprodukten sowie in Speisepilzen enthalten, doch den Großteil des Vitamin D-Bedarfs kann der Körper nur produzieren, wenn UVB-Strahlung auf die Haut trifft.

Vitamin D-Mangel

Da die Sonnenstunden in Nordeuropa vor allem im Winter eher rar sind, kommt es im Laufe des Jahres zu einem Mangel an Vitamin D. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben 60 Prozent der Deutschen einen Vitamin-D-Mangel. Die gute Nachricht: Der Körper kann das Vitamin speichern. Was er im Winter verbraucht, kann er von Frühjahr bis Herbst wieder nachholen. Doch sollte man es damit nicht übertreiben, warnt Prof. Reinhold. Denn der Preis für lange Sonnenbäder ist hoch. Denn UV-Licht lässt die Haut vorzeitig altern und ist der gefährlichste Risikofaktor für die Entwicklung von Hautkrebs. Experten empfehlen daher einen maßvollen Umgang mit der Sonne. Ausgiebige Sonnenbäder im Sommer oder auf Fernreisen im Winter sind nicht nur hautschädigend, sondern zudem für die Vitamin D-Versorgung sinnlos, betont Hautarzt Reinhold. Nach spätestens 20 bis 30 Minuten hat die Haut in der Regel ausreichend UVB-Strahlen aufgenommen und der Organismus stoppt die Bildung von Vitamin D.
Bei gesunden Menschen genügen sogar wenige Minuten Sonnenlicht an Gesicht und Armen mehrmals wöchentlich, um den Vitamin D-Speicher zu füllen.

Gestörte Produktion

Da Sonnencremes mit Lichtschutzfaktor 20 rund 95 Prozent der UV-B-Strahlen abblocken, sollte man nicht sofort einen Sonnenschutz auftragen. Allerdings sollte man sich höchstens halb so lange ungeschützt der Sonne aussetzen, wie es dauern würde, bis die ersten Hautrötungen auftreten. Bei längerem Aufenthalt in der Sonne ist unbedingt für einen ausreichenden Lichtschutz durch Textilien und Sonnenschutzcremes zu sorgen. Zudem empfiehlt der Dermatologe eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und Spaziergängen an der frischen Luft.
Gelingt es nicht, den Vitamin D-Status anzuheben, sollte man den Mangel ausgleichen. Schuld an einer schlechten Vitamin D-Synthese können genetisch bedingte Beeinträchtigungen, das Alter, Erkrankungen der Leber und Niere und bestimmte Medikamente sein. Auch starkes Übergewicht ist ein Störfaktor. (red)