Haut, Haare und Ästhetik

Anti-Aging für die Haare: Klappt das?

Anti-Aging ist ein Begriff aus der Hautpflege, der immer häufiger auch dann verwendet wird, wenn es um hochwertige Haarpflege geht. Doch lässt sich dem Alterungsprozess von Haaren tatsächlich entgegenwirken?

17.11.2021
Foto: Lilium Klinik

Dr. med. Reinhard Titel
Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
LILIUM Klinik Wiesbaden



Volles, schönes, gesundes Haar ist der Traum wohl jeder Frau und der vieler Männer. Und das nicht nur in der Jugend, sondern auch im mittleren und höheren Lebensalter. Da erscheint es doch höchstwillkommen, dass einem auch bei Haarpflegeprodukten immer häufiger der Bezeichnung „Anti-Aging“ begegnet. Doch funktioniert das bei Haarpflege ebenso wie bei Hautpflege? Denn das Haar ist doch eigentlich nur totes Keratin - wie kann man es vor dem Altern schützen?
Zunächst muss klar sein, um was es nicht geht: Nämlich um die natürliche Haaralterung, die das Haar durchmacht, während es wächst. Je länger das Haar (getragen) wird, desto älter ist es - und desto häufiger weist es Spuren von Strapazen auf: Das tägliche Styling kann unerwünschte Spuren hinterlassen, ebenso wie zu viel Sonne oder chemische Behandlungen. Hier sollte die Haarpflege ansetzen und das Haar mit speziellen Shampoos, Conditionern und Styling-Produkten mit reichlich Feuchtigkeit versorgen. Somit wird dem gefürchteten Haarbruch entgegengewirkt und das Haar erscheint voller. Diesen Effekt erzielen ebenso Volumen-Styling-Produkte wie auch die gute alte Dauerwelle.
Setzt man graue Haare mit Haaralterung gleich, liegt man auch nicht ganz richtig. Graues Haar ist eine natürliche Alterserscheinung, vergleichbar damit, dass die Haut irgendwann schlaffer wird und sich erste Fältchen zeigen: Die Haarzellen produzieren ab einem gewissen Alter - das individuell stark variiert - nicht mehr so viele Pigmente, die die natürliche Haarfarbe bilden, und die Haare werden grau. Um jünger auszusehen, braucht es nur eine passende Farbe, mit der die unerwünschten grauen Haare überdeckt werden.
Aber auch das packt das Übel der Haaralterung nicht an der Wurzel, um die es hier letztlich geht: Ab einem Alter von etwa 40 Jahren wachsen die Haare schwächer und dünner nach. Haarwuchsmittel, die den Wirkstoff Minoxidil enthalten, versprechen Abhilfe, indem sie die Durchblutung der Kopfhaut verbessern. Dadurch werden die Haarwurzeln mit mehr Nährstoffen versorgt. Die Stiftung Warentest bestätigt diese Wirkung und führt auf ihrer Webseite aus, dass Frauen grundsätzlich besser als Männer auf den Wirkstoff ansprechen und deshalb das Mittel geringer als sie dosieren sollten. Ursprünglich wurde Minoxidil zur Blutdrucksenkung entwickelt - weil in klinischen Studien jedoch festgestellt wurde, dass das Mittel auch den Haarwuchs steigert, wird es es auch gegen Haarausfall eingesetzt.
Die Anti-Aging-Anwendung bei dünner und spärlicher werdendem Haar sollte auf jeden Fall mit dem Dermatologen besprochen werden. Viele Hautärzte bieten für solche Fälle „Haarsprechstunden“ an.

(eva)