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Zwangsstörung – die heimliche Krankheit

14.10.2018
Foto: Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad

Dr. med. Tobias Freyer
Ärztlicher Direktor der
Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad



Kontrollieren, Waschen, Zählen, Ordnen, Wiederholen – diese Tätigkeiten gehören zum gesunden Verhaltensrepertoire. Für zwei bis drei Prozent aller Menschen aber bedeuten sie eine tägliche Qual. Sie leiden an einer Zwangsstörung. Typisch für diese psychische Erkrankung sind plagende Gedanken, Impulse und Handlungen, die sich gegen den Willen der Betroffenen aufdrängen. Bestimmte Rituale müssen deshalb zwanghaft immer wieder ausgeführt werden, um aversive Gefühle wie Ekel, Angst, Unsicherheit oder Unruhe zu kompensieren.
Frauen und Männer sind von dieser Störung, die oft aus Scham verborgen wird, gleich häufig betroffen. Unbehandelt führt die Zwangserkrankung oft in ein chronisches Muster mit immer stärker werdendem Leidensdruck. Dabei sind die Behandlungschancen heutzutage sehr gut – eine leitliniengerechte Therapie könnte zwei Dritteln aller Patienten helfen.
Als wirksame Methode hat sich die Verhaltenstherapie mit Reizkonfrontation erwiesen. Hierbei lernen die Betroffenen, sich den zwangsauslösenden Reizen auszusetzen, ohne ihren Zwangsritualen nachzugeben. Ergänzend hilft eine medikamentöse Behandlung. Auch ein stationärer Aufenthalt ist bei Zwangsstörungen anzuraten – durch eine intensive Therapie können Chronifizierungen meist verhindert werden.
Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Behandlung erhalten Betroffene bei der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e. V.