Gehirn, Psyche und Verhalten

Schlafräuber Job: Burnout verhindern

Der Begriff „Burnout“ ist bereits etwas abgenutzt. Doch für die Betroffenen bleiben die Belastungen, die dahinterstecken, weiterhin real. Damit keine Schlaflosigkeit droht, sollten sie schnell handeln.

19.10.2020

Angst um den Arbeitsplatz, zu viele Aufgaben oder schwierige Kollegen oder Chefs – wer sich permanent mit solchen Problemen im Job herumschlagen muss, schläft meist sehr schlecht. Denn Schlafstörungen sind eines der Leitsymptome für ein Burnout, ein Zustand großer körperlicher und emotionaler Erschöpfung. Laut Statistischem Bundesamt hat sich die Diagnose Burnout im letzten Jahrzehnt verdreifacht. Die Dunkelziffer ist ebenfalls hoch, da nicht jeder Betroffene Hilfe sucht oder bekommt.
Wie das Ärzteblatt bereits 2018 berichtete, leidet jeder zweite Erwachsene regelmäßig oder gelegentlich unter Schlafstörungen. Ein Teufelskreis. Denn wer schlecht schläft, kann sich nicht erholen und ist noch erschöpfter als zuvor. Körper und Geist kommen nicht zur Ruhe, was das Gefühl des „Ausgebrannt-Seins“ meist noch verstärkt und die Schlafstörungen wiederum potenziert.

Den Anfängen wehren

Meist beginnt ein Burnout mit leichten Ein- und Durchschlafstörungen, denn die Gedanken kreisen um ein Problem, das sich nicht lösen lässt. In diesem Stadium kann man noch mit Entspannungstechniken und längeren Ruhephasen gegensteuern. Wenn allerdings selbst ein Urlaub nicht mehr ausreicht, um sich hinterher fit und leistungsfähig zu fühlen, dann ist Gefahr im Verzug. Denn manifestieren sich Schlafstörungen, greifen Betroffene häufig zu Schlaftabletten. „Viel wichtiger wäre jedoch, die Ursachen zu erkennen und abzustellen“, rät Dr. rer. Medic. Carolin Marx-Dick, Klinische Leiterin des Zentrums für gesunden Schlaf in Dresden. „Denn bereits der zweiwöchige Konsum von Schlafmitteln kann in die Abhängigkeit führen. Zudem ist der Schlaf dann auch nicht mehr natürlich, somit nicht gesund und erholsam.“

Maßnahmen, die helfen

Die Methode der Wahl zur Behandlung von Schlafstörungen ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT-I). „Hier erlernen Betroffene Techniken wie Psychoedukation, kognitive Disputation, Verhaltensänderung und Stressmanagement. Bei einem chronischen (langen) oder komplexen Krankheitsverlauf sind diese Techniken meist nicht mehr ausreichend. Hier helfen neuro- und körpertherapeutische Techniken und eine spezielle Yogatherapie“, so die Expertin.
Schnelle Erfolge sind jedoch nicht zu erwarten. Denn Körper und Psyche müssen die Belastungen erst auf ein gesundes Maß bringen.
Doch wenn es gelingt, ist viel gewonnen, denn ein gesunder Schlaf ist nun mal für viele Prozesse im Körper sehr wichtig. Nicht nur für das Gedächtnis und die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit allgemein, sondern auch für die Regulation von Emotionen, Motivation und Sinnstiftung. (bibi)