Gehirn, Psyche und Verhalten

Mit Licht gegen trübe Gedanken

Die Winterdepression ist eine eher seltene Ausprägung der Depression. Sie verschwindet im Frühjahr von selbst - oder kann auch durch eine Therapie mit sehr hellem Kunstlicht erfolgreich behandelt werden.

17.11.2021

Wer an einer Depression leidet, ist kann oft nicht schlafen, hat keinen Appetit und nimmt deshalb häufig stark ab, ohne dies zu wollen. Bei der Winterdepression, einer eher seltenen Form der Depression, ist das anders - der Patient schläft viel mehr als sonst und ist dennoch müde, würde am liebsten das Bett gar nicht verlassen, wenn es draußen dunkeln und trüb ist. Er entwickelt einen regelrechten Heißhunger auf Süßes und Kohlenhydratreiches und nimmt infolge dessen meist zu.
Schätzungen zufolge leiden in Europa rund drei Prozent der Erwachsenen an einer saisonal abhängigen Depression, in Deutschland sind es rund neun Prozent. Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer. Während Winterdepressionen in nördlichen Ländern, wo die Winter länger und dunkler sind, häufiger vorkommen, sind sie im Süden deutlich seltener.
„Die saisonal abhängige Depresion ist eigentlich nichts anderes als ein ‚Überbleibsel‘ des Winterschlafs beim Menschen - der Körper geht in einen Energiesparmodus. Bloß brauchen Menschen dies heute nicht mehr“, sagte Privatdozent Dr. Dieter Kunz, Chefarzt der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin am Berliner
St. Hedwig-Krankenhaus, der Apotheken-Umschau. Bewährt hat sich der Einsatz der Lichttherapie, die der erhöhten Melatonin-Produktion in der dunklen Jahreszeit entgegenwirkt. Das Hormon Melatonin sorgt dafür, dass der Mensch müde wird - da im Winter die Lichtintensität gering ist, wird dann auch tagsüber mehr Melatonin ausgeschüttet. Deshalb braucht jeder im Winter mehr Schlaf als im Sommer.
Die Lichttherapie für Winterdepressions-Patienten verlängert
den Tag künstlich. Dabei sitzt der Patient - idealerweise eine Stunde vor Sonnenaufgang und eine Stunde nach Sonnenuntergang - für maximal eine Stunde vor dem Lichtgerät, das rund 10

000 Lux stark sein soll und damit deutlich heller als eine normale Zimmerbeleuchtung ist. Dabei muss er nicht die ganze Zeit direkt in die Lampe schauen, sondern kann lesen, essen oder etwas anderes machen. Durch die Lichttherapie kann sich die Stimmung des Patienten schon nach einigen Tagen im wahrsten Sinne des Wortes aufhellen. Wie viel Licht im Sommer auf uns einwirkt, zeigt die Tatsache, dass ein sonniger Sommertag durchaus mit 100

000 Lux strahlen kann.
Aber auch allen, die nicht an Winterdepression leiden, tut Licht in der dunklen Jahreszeit gut - dem Körper und dem Gemüt sollte dabei so viel natürliches Tageslicht wie möglich gegönnt werden. Ideal ist es, sich auch im Winterhalbjahr draußen zu bewegen - Spaziergänge bieten sich ebenso an wie Skifahren oder Langlaufen, oder auch Joggen, Radfahren oder Nordic Walking.

(red)