Gehirn, Psyche und Verhalten

Medikamente gegen die Krankheit im Kopf

Wie bei vielen anderen Krankheiten auch, können bei psychischen Erkrankungen Medikamente hilfreich sein. Wichtig ist laut der Landesapothekerkammer Hessen dabei aber der richtige Umgang mit Antidepressiva und Psychopharmaka.

08.09.2022
Die richtige Dosierung ist wichtig, egal ob bei Natur- oder synthetischen Heilmitteln.  Foto: AdobeStock/monropic Die richtige Dosierung ist wichtig, egal ob bei Natur- oder synthetischen Heilmitteln. Foto: AdobeStock/monropic

Depressionen und weitere psychische Erkrankungen werden in unserer Gesellschaft zunehmend häufiger diagnostiziert und behandelt. Dazu zählen zum Beispiel Schizophrenien, Angststörungen, Verhaltensstörungen oder Burnout. Je nach Erkrankung und Ausprägung kann eine Behandlung mit Medikamenten, entweder ausschließlich oder begleitend zu anderen therapeutischen Maßnahmen durchgeführt werden. Die Landesapothekerkammer Hessen rät Patienten, Vorbehalte gegen die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka offen anzusprechen. Im Dialog sei eine sinnvolle und gut wirksame Behandlung möglich.
Sorge vor negativen Einflüssen

Wenn eine psychische Krankheit diagnostiziert wurde, fühlen sich viele Patienten stigmatisiert. Sie haben Angst, dass sie für unzurechnungsfähig und verrückt gehalten werden. Zum anderen befürchten sie, dass ihre Persönlichkeit und ihr Wesen durch diese Medikamente stark beeinflusst werden. Viele machen sich Sorgen über eine mögliche Gewichtszunahme, ständige Müdigkeit oder Verlust der Fahrtüchtigkeit. Diese Sorgen und Ängste muss man laut der Landesapothekerkammer Hessen sehr ernst nehmen und mit den Patienten besprechen, weil sie vielfach unbegründet sind. Denn bei der Entwicklung von Psychopharmaka wurden in den letzten Jahren sehr große Fortschritte erzielt.
Genau nach Anweisung
Es kann, je nach Art und Schwere der Erkrankung, einige Wochen dauern, bis sich ein Therapieerfolg einstellt. Dabei ist es wichtig, das Arzneimittel genau nach Anweisung des Arztes einzunehmen, auch wenn man in der ersten Zeit Nebenwirkungen spürt, beispielsweise, dass man sich etwas müde fühlt. Wer Ver- änderungen an sich feststellt, sollte dies immer mit seinem
Arzt oder Apotheker bespre
chen
,
statt das Arzneimittel eigenmächtig abzusetzen oder die Medikation nachzusteuern. Auch wer glaubt, er brauche sein Medikament nicht mehr, sollte dies zuerst mit den Experten besprechen und nicht auf eigene Faust handeln.

Beruhigungs- und Schlafmittel

Zu den Psychopharmaka zählen auch die so genannten Benzodiazepine (Beruhigungs- und Schlafmittel), die besonders häufig verschrieben werden. Wirkstoffe sind zum Beispiel Diazepam oder Lorazepam. Doch Patienten ist nicht bewusst, dass diese Arzneimittelgruppe nur zur kurzfristigen Anwendung geeignet ist, da sonst ein Gewöhnungseffekt eintritt. Daher ist es wichtig, diese Arzneimittel nur genau nach der Einnahmevorschrift des Arztes einzunehmen und nicht ohne Rücksprache die Dosierung zu erhöhen. Auch haben diese Arzneimittel Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, hierzu berät die Apotheke vor Ort.

Vorsicht bei Johanniskraut
Johanniskraut ist ein freiverkäufliches Mittel, das stimmungsaufhellend und in hoher Dosierung nach längerer Einnahmezeit antidepressiv wirkt. Viele würden es fälschlicherweise nicht als Psychopharmakon einstufen, da es rezeptfrei erhältlich ist. Aber auch Johanniskraut zeigt viele Wechselwirkungen, die ärztlich verordnete Therapien stören können. Man sollte sich dringend davor hüten, selbst die Diagnose Depression zu stellen und sich mit Johanniskraut behandeln zu wollen.
Wie bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln ist es auch beim Johanniskraut ratsam, immer mit seinem Stammapotheker über Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, rezeptfrei wie auch -pflichtig, zu sprechen. Der Apotheker wird den Arzt im Bedarfsfall einbeziehen. Wer Psychopharmaka einnimmt, sollte auf den Genuss von Alkohol unbedingt verzichten. Insbesondere Schwangere und alte Menschen sollten sich von ihrem Arzt oder Apotheker hinsichtlich dieser Medikamentengruppe beraten lassen, aber auch Autofahrern sei ein Gespräch angeraten. (red)