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Die Auswirkungen eines Burnout-Syndroms auf den Schlaf

17.10.2020
Foto: DKD HELIOS Klinik Wiesbaden

Dipl.-Psych. Markus B. Specht
Leiter des Zentrums für
interdisziplinäre Schlafmedizin
DKD Helios Klinik Wiesbaden



Das Burnout-Syndrom gibt zunehmend Anlass zu großer Besorgnis auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin, da es mit verschiedenen und teilweise gravierenden Folgen für den Einzelnen, dessen Familie, dem Arbeitsplatz und der Gesellschaft verbunden ist.
Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung eines Burnouts spielt der Schlaf.
Burnout, also das Ausgebrannt-Sein, bedeutet weit mehr als nur Müdigkeit und Erschöpfung. Es handelt sich um ein Konzept, das mit vielen verschiedenen Definitionen einhergeht. Zudem wird ein Burnout nicht als eigenständige Krankheit aufgefasst, wie z. B. eine Depression. Im Rahmen der wissenschaftlichen und diagnostischen Auseinandersetzung mit dem Thema werden jedoch immer wieder drei Hauptsymptome erwähnt: komplette körperliche und seelische Erschöpfung, Zynismus gegenüber der eigenen Arbeit, den Kollegen oder den Kunden und Leistungsminderung im beruflichen Kontext.
In verschiedenen Studien wurde der Zusammenhang zwischen schlechtem Schlaf (Insomnie) und Burnout im Arbeitskontext untersucht. Einig ist man sich darüber, dass zu wenig Schlaf (d.h. unter sechs Stunden pro Tag) als Hauptrisikofaktor für die Entstehung eines Burnout-Syndroms zu sehen ist. Eine Insomnie kann natürlich auch ausgelöst sein durch psychosoziale Stressfaktoren, wie hohe Arbeitsanforderungen oder das Nicht-Abschalten-Können in der Freizeit.
Sowohl eine Insomnie als auch das Burnout-Syndrom stellen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und eine herabgesetzte Lebensqualität dar. Weiterhin können Schlafstörungen mit vermehrter Tagesmüdigkeit sowie der Unfähigkeit, sich zu erholen und zu regenerieren, einhergehen, wodurch Arbeitsfähigkeit und allgemeine Gesundheit leiden können. Dadurch verschlechtert sich wiederum der Schlaf – es entsteht ein Teufelskreis.
Die Therapie des Burnouts kann durch individuelle Stärken, z.B. dem Aneignen einer positiven inneren Einstellung erfolgen, aber auch durch Beeinflussung der Arbeitsbedingungen, z.B. durch größere Entscheidungsfreiheit und Wertschätzung.
Von Stress kann man sich teilweise während der Arbeit erholen, jedoch ist eine effektive Regeneration durch Schlaf, Freizeitgestaltung und Ausgleich nach der Arbeit am wichtigsten, um ein Burnout zu verhindern. Bei einer Überwindung des Burnouts verbessert sich auch die gesamte Schlafqualität. Dies ist der beste Prädiktor für die Rückkehr zur Arbeit.