Frauen- und Männergesundheit

Unruhige Nächte statt gesunder Schlaf

Ein oder zwei Nächte mit schlechtem Schlaf, langem Wachliegen und anschließender morgendlicher Müdigkeit – das erleben wohl die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens. Für einige wird aus dem kurzen Ärgernis jedoch ein längerfristiges Problem.

05.07.2021
 Foto: AdobeStock/Cello Armstrong Foto: AdobeStock/Cello Armstrong
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



„Insbesondere in stressigen Lebensphasen stellen Schlafbeschwerden keine Seltenheit dar, oftmals sorgen dann schon einige kleine Tipps für Abhilfe“, sagt Prof. Dr. med. Joachim T. Maurer, Schlafmediziner und Hals-Nasen-Ohren-Arzt an der Universitätsmedizin Mannheim. „Halten die Probleme allerdings für mindestens drei bis vier Wochen an, sprechen Mediziner von Schlafstörungen. Betroffene sollten in diesen Fällen einen Arzt aufsuchen, da sich hinter diesen Beschwerden auch ernsthafte Erkrankungen wie die obstruktive Schlafapnoe verbergen können.“
Eine wichtige Rolle für erholsamen Schlaf spielt laut Maurer die Ernährung. Eine Sache, die Menschen besonders bei Stress im Alltag immer wieder machen: Vor dem Zubettgehen noch eine schwere Mahlzeit zu sich nehmen. Auch der Genuss von Alkohol wirkt sich negativ auf die Schlafqualität aus – obwohl dem ersten Anschein nach die Müdigkeit gefördert wird. Da der Körper den Alkohol während des Schlafs abbaut, ist eine unruhige Nacht mit häufigem Aufwachen oft die Folge. Darüber hinaus ist auch das Schlafumfeld ein wichtiger Faktor. So sollte zum Beispiel vor dem Schlafengehen ausreichend gelüftet werden. Die Temperatur sollte man ebenfalls im Blick haben. „Die optimale Temperatur im Schlafzimmer beträgt zwischen 15 und 18 Grad.“
Die kleinen Tipps reichen jedoch manchmal nicht aus. Wenn die Schlafqualität dauerhaft leidet, ist Vorsicht angesagt. Denn das kann auf eine obstruktive Schlafapnoe hindeuten. Davon sind laut Maurer weltweit etwa 936 Millionen Menschen betroffen. Sie ist damit die häufigste schlafbezogene Atmungsstörung. Bei den Betroffenen blockiert die Zunge die Luftwege und sorgt für Atemaussetzer, an die sie sich am Morgen danach in der Regel nicht erinnern können. „Unbehandelt haben Erkrankte ein zweifach erhöhtes Schlaganfallrisiko sowie ein fünfmal höheres Risiko, aufgrund eines Herz-Kreislauf-Ereignisses zu versterben – eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung ist deshalb zwingend notwendig“, warnt Maurer.
Ist eine obstruktive Schlafapnoe diagnostiziert, kommt häufig eine Atemmaske zum Einsatz. Sie hält die Luftwege durch Überdruck frei und verhindert auf diese Weise die Atemaussetzer. Viele Betroffene scheuen jedoch die Gerätschaft, weshalb sie mit ihrem Leiden auf die Konsultation eines Arztes verzichten. Dabei gibt es auch Behandlungsmethoden abseits der Atemmaske. Maurer verweist auf das Nyxoah-Genio-System. „Dabei handelt es sich um einen sogenannten Neurostimulator, der in einem minimalinvasiven Eingriff mit einem kleinen Schnitt unter dem Kinn implantiert wird und nicht sichtbar ist. Das Implantat stimuliert den Unterzungennerv und sorgt dafür, dass die Zunge die Atemwege nachts nicht blockiert.“ Batterien und Kabel seien bei diesem Verfahren nicht notwendig, stattdessen aktiviert ein externer Chip das System, der vor dem Schlafengehen am Kinn angebracht wird und den Stimulator mit Energie versorgt. Die Kosten dieses Eingriffs werden zudem von den Krankenkassen übernommen, betont Maurer. (red)