Frauen- und Männergesundheit

Sport gegen Nebenwirkungen bei Bestrahlung

Wenn die Strahlentherapie bei Prostatakrebs zu Nebenwirkungen führt, schränken Patienten häufig körperliche Betätigungen ein. Dabei wäre gerade das Gegenteil förderlich. Wie eine aktuelle Analyse von sechs Studien zeigt, können mehr Sport und Bewegung die negativen Wirkungen deutlich reduzieren.

07.03.2022
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Die Strahlentherapie bei Prostatakrebs ist längst eine gute Alternative zur Operation. Laut der Prostata-Hilfe Deutschland erzielt die Bestrahlung gleich gute Behandlungsergebnisse wie der operative Eingriff. Frei von Komplikationen und Nebenwirkungen sind aber beide Wege nicht. Häufige Folgen sind zum Beispiel Inkontinenz und chronische Erschöpfung. Bestrahlungspatienten können jedoch selbst viel dafür tun, die Begleiterscheinungen erträglicher zu machen.
Wissenschaftler konnten im Rahmen einer aktuellen Meta-Analyse von sechs Studien belegen, dass sportliche Betätigungen einen positiven Effekt auf strahlungsbedingte Nebenwirkungen haben. Insgesamt wurden die Daten von 391 Prostatakrebspatienten für die Analyse verwendet. Dabei kam unter anderem heraus, dass die therapiebedingte Müdigkeit, die vielen Betroffenen zu schaffen macht, durch körperliche Betätigung abgemildert wurde. Doch auch auf andere Nebenwirkungen haben Sport und Bewegung Einfluss.
Sportliche Aktivität bewirkte bei den Patienten ebenfalls einen signifikant positiven Einfluss auf die kardiovaskuläre Fitness und die Muskelfunktionen. Sie ist also absolut förderlich für den Erhalt von körperlichen Funktionen. Darüber hinaus zeigte sich eine Reduktion der negativen Wirkungen auf die Harnwege. Bei hormonellen Nebenwirkungen oder Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Darmtrakt wurden hingegen kein signifikanter Unterschied festgestellt. Gleiches gilt auch für Schlafprobleme und Depressionen. Dennoch kamen die Forscher insgesamt zu dem Ergebnis, dass Sport eine hilfreiche Rolle bei der Behandlung spielt.
Vielen Prostatakrebspatienten dürfte die Integration von Sport in die Therapie jedoch ein Stück weit Überwindung kosten. Denn wie frühere Studien sowie etliche Berichte von Patienten deutlich machen, bleibt die körperliche Betätigung im Rahmen einer Strahlentherapie oftmals auf der Strecke. Vor allem bei chronischer Erschöpfung kommt es oftmals eher zu einer Reduzierung von Sport und Bewegung. Wie die Meta-Analyse zeigt, kann es sich jedoch gerade bei den festgestellten positiven Effekten lohnen, sich zu überwinden. Die Wissenschaftler der Meta-Analyse schlussfolgerten diesbezüglich außerdem, dass zu den Zusammenhängen zwischen Sport und Strahlentherapie weitere Forschung notwendig sei, um den Aspekt Sport noch besser und angepasster auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten in die Therapie integrieren kann. (red)