Frauen- und Männergesundheit

So geht es nach der Brustkrebs-OP weiter

Infolge der Entfernung eines Brustkrebs-Geschwürs kann es zu teilweise drastischen Maßnahmen wie einer Brust-Amputation kommen. Betroffene Frauen fragen sich oft, wie es mit dem veränderten Aussehen weitergehen soll. Dabei gibt es mittlerweile viele medizinische Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen.

17.11.2021
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Sich im eigenen Körper wohlzufühlen, spielt für die mentale Gesundheit eine wichtige Rolle. Transformiert sich das Aussehen durch Verletzungen oder Operationen plötzlich, stellt das für einige Menschen eine große Belastung dar. Insbesondere für diejenigen, die zur Bekämpfung des sogenannten Mammakarzinoms ihre gewohnte Brust verlieren, ist die Veränderung oft nicht leicht zu verkraften. Diese Krebsart zählt mit jährlich 70000 Neuerkrankungen laut der deutschen Krebsgesellschaft DKG zur häufigsten bei Frauen. „Viele Betroffene wünschen sich ihre frühere Oberweite zurück, um mit dem belastenden Lebensabschnitt abzuschließen. Dafür bieten sich Rekonstruktionen an, beispielsweise mit Implantaten oder Eigengewebe. Durch den Brustaufbau erlangen Patientinnen das gewünschte Aussehen und Gefühl eines weiblichen Körpers zurück“, sagen Dr. med. Simone Kirkegaard und Dr. med. Tobias Kurz, Fachärzte für plastische und ästhetische Chirurgie und Leiter von Med Esthetic Kirkegaard und Kurz in Hamburg.

Voraussetzungen

Je nach Behandlungsmethode zur Krebsentfernung unterscheidet sich der Grad der Brustveränderungen: Bei einigen Frauen bleibt die Oberweite weitestgehend erhalten, allerdings meist mit anderer Form und Größe. „Bei anderen muss die Brust einseitig oder vollständig amputiert werden. Entsprechend ändert sich auch die Art des Wiederaufbaus. Daneben spielen Faktoren wie der Gesundheitszustand, die körperlichen Verhältnisse und die individuellen Wünsche der Patientin eine wichtige Rolle“, betont Dr. Kirkegaard. Als generelle Voraussetzung für Rekonstruktionen gilt: Chemo- oder Strahlentherapien müssen abgeschlossen sein, um Auswirkungen auf die Behandlung oder das optische Ergebnis zu vermeiden. Häufig lässt sich die Tumorentfernung sowie Brustrekonstruktion während nur einer Operation umsetzen. „Bei der Beseitigung eines fortgeschrittenen Knötchens empfiehlt sich hingegen in einigen Fällen, noch mit dem Wiederaufbau der Brust zu warten. Eine Rekonstruktion lässt sich auch nach Monaten oder Jahren noch erfolgreich durchführen“, sagt Dr. Kurz.
Verschiedene Methoden

Kommt es bei der Krebsbekämpfung zur vollständigen Brustentfernung inklusive Haut, setzen Fachärzte für den Aufbau zunächst sogenannte Expander ein. „Dabei handelt es sich um auffüllbare Kunststoffbeutel, in die über ein äußeres Ventil einige Wochen lang zunehmend Kochsalzlösung dringt. So sorgen Expander nach und nach für eine Dehnung von Brustmuskel und Haut“, sagt Dr. Kirkegaard. Erreichen die Einsätze das gewünschte Volumen, weichen sie zum Beispiel Implantaten aus Silikon. Diese sind in unterschiedlichen Größen wählbar, stabil und in der Regel ungefährlich.
Eine Alternative stellt Eigengewebe dar. Dazu entnehmen Experten einen Lappen aus Muskel-, Fett- und Hautgewebe, entweder vom Bauch, Rücken oder Oberschenkel. Daraufhin führen sie das Material der Brust zu und formen so die neue Oberweite. „Um zwischen den verschiedenen Rekonstruktionsarten zu wählen, lassen sich Betroffene am besten von Experten in einem persönlichen Gespräch individuell beraten“, sagt Dr. Kirkegaard. Grundsätzlich finden Brustrekonstruktionen unter Vollnarkose statt. Nach dem Eingriff bedarf es einer Schonzeit von zwei bis vier Wochen. Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für solche operativen Eingriffe. „Letztendlich kann nach der Brustentfernung eine Rekonstruktion dabei helfen, mit dem Verlust eines Körperteils sowie der meist schmerzhaften Therapiezeit abzuschließen und in ein neues Leben durchzustarten“, so Dr. Kurz.

(red)