Frauen- und Männergesundheit

Sexuelle Störungen bei Prostatakrebs

Sexuelle Probleme gehören neben Inkontinenz zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Prostatakrebs-Behandlung und beeinträchtigen zusätzlich zur eigentlichen Erkrankung die Lebensqualität der Patienten. Das wurde kürzlich durch eine Umfrage von Wissenschaftlern aus Dänemark untermauert, auf die das Deutsche Gesundheitsportal hinweist.

12.07.2021
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Die Auswertung der 1707 Datensätze ergab, dass ein Großteil der Patienten unter sexuellen Funktionsstörungen litt. Die Wissenschaftler befragten Patienten aus Dänemark, Norwegen und Schweden, die im Durchschnitt seit rund sechs Jahren an Prostatakrebs erkrankt waren und die nach eigenen Angaben vor der Krebsdiagnose sexuell aktiv waren, wie sich ihr Sexualleben seitdem verändert hat.

Generell zeigt das Ergebnis der Umfrage, dass sexuelle Störungen eher die Regel als die Ausnahme darstellen. Je nach Behandlungsform (Hormontherapie, Strahlentherapie, Operation) berichten 84 bis 92 Prozent von Erektionsstörungen, 72 bis 81 Prozent von Orgasmusproblemen und 87 bis 94 Prozent von mindestens einem anderen sexuellen Problem. Das führte 85 Prozent der Patienten dazu, dass sie mit ihrem Sexualleben generell unzufrieden sind. Bei den befragten Patienten, die sich keiner Behandlung unterzogen hatten, tauchen sexuelle Probleme offenbar etwas seltener auf. Aus dieser Gruppe gaben 69 Prozent an, unter Erektionsstörungen zu leiden, 61 Prozent unter Orgasmusproblemen und 74 Prozent unter mindestens einem anderen sexuellen Problem. Im Vergleich zu Patienten mit Hormontherapie hatten sie zum Beispiel eine 3,75-mal so große Chance, von sexuellen Problemen verschont zu bleiben.

Vielfältige Möglichkeiten für Patienten

Die dänischen Wissenschaftler können jedoch unabhängig von Behandlung oder Nicht-Behandlung festhalten, dass sexuelle Unzufriedenheit in Verbindung mit einer Prostatakrebs-Erkrankung weit verbreitet ist. Sie fordern daher dazu auf, dass dieses Thema bei der Betreuung der Patienten kein Tabu sein sollte. Die Umfrage macht deutlich, dass Betroffene mit ihren Problemen bei Weitem nicht alleine sind und es absolut empfehlenswert ist, die Probleme anzusprechen und sich diesbezüglich Hilfe zu holen. Die gute Nachricht ist: Es gibt durchaus vielfältige Möglichkeiten. Dazu gehören zum Beispiel psychologische Therapien, medikamentöse Behandlungen etwa mit Tabletten oder einer Schwellkörperautoinjektionstherapie, Vakuumpumpen als mechanische Erektionshilfe sowie Penisimplantate. Was sich konkret anbietet, sollte aber unbedingt vorher mit einem Arzt abgeklärt werden. (red)