Frauen- und Männergesundheit

Prostata: PSA-Screening für alle?

Früherkennung kann mitunter Leben retten. Doch ein regelmäßiges PSA-Testverfahren für alle Männer macht wenig Sinn, findet auch die Fachgesellschaft der Urologen.

20.12.2019
Foto: AdobeStock/Marburg Foto: AdobeStock/Marburg
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Das Prostatakarzinom ist mit 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung des Mannes in Deutschland. Es ist stark altersabhängig und verläuft in 20 Prozent der Fälle tödlich. Das mittlere Erkrankungsalter liegt hierzulande bei 69 Jahren. Bei Früherkennung ist die Heilungsrate sehr hoch. Deshalb wurde immer wieder die Forderung laut, man möge den PSA-Test als Screeningverfahren für Männer einführen. Doch der Nutzen dieser Untersuchung bei entsprechend hohen Kosten für die Tests wurde und wird u. a. vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) immer wieder in Frage gestellt.
Prof. Dr. med. Oliver W. Hakenberg, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) bezog auf dem 71. Kongress der DGU Mitte September in Hamburg im Namen der Fachgesellschaft Stellung dazu.

Kein allgemeines Screening

„Fest steht, dass über die PSA-Bestimmung als Trigger für eine Prostatabiopsie mehr Prostatakarzinomfälle in einem frühen Stadium diagnostiziert werden als über die digital-rektale Untersuchung allein.“ Die kombinierte Diagnose erzielt den größten Erfolg. Und der ist wichtig. Denn eine heilende Behandlung ist nur bei einer Diagnose im Frühstadium möglich. Ein allgemeines ‚Screening, vergleichbar mit dem Mammographie-Screening für Frauen, sollte es laut Hakenberg für das PSA jedoch nicht geben. „Zum einen müsste es auf bestimmte Altersgruppen, in denen eine frühe Diagnose mit kurativer Therapie möglich und sinnvoll ist, eingeschränkt werden. Zum anderen sollten die Intervalle, in denen PSA bestimmt wird in Abhängigkeit vom Ausgangs-PSA-Wert variieren.“

Aussagekräftiger Ausgangswert

Dieser PSA-Ausgangswert, z. B. bestimmt im Alter von 40 Jahren, sage sehr viel aus über die Wahrscheinlichkeit, im weiteren Lebensverlauf ein Prostatakarzinom zu entwickeln, so der Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum Rostock. „Dies wäre z. B. bei einem PSA-Wert unter 1,0 ng/ml im Alter von 40 Jahren sehr gering, bei einem Wert über 3,0 ng/ml im Alter von 40 Jahren wesentlich höher.“
Die DGU empfiehlt den PSA-Test gemäß ihrer S3-Leitlinie für Männer ab dem 45. Lebensjahr mit einer Mindestlebenserwartung von 10 Jahren, bis zum 70. Lebensjahr, bei familiärem Risiko schon ab dem 40. Lebensjahr.
Die Intervalle müssen nicht jährlich sein, sondern sollten in Abhängigkeit vom PSA-Ausgangswert stattfinden. Ziel ist es, den Tumor zu erkennen und zu behandeln, bevor sich Metastasen bilden. PSA-Schnelltests sind dafür allerdings weniger geeignet. Auch die alleinige digital-rektale Untersuchung zur Früherkennung gilt laut Hakenberg als unzureichend. (red)