Frauen- und Männergesundheit

Probiotika gegen Chemotherapie-Folgen

Eine Chemotherapie ist nicht leicht zu verkraften und geht teilweise mit erheblichen Nebenwirkungen einher. Laut einer neuen Studie mit Brustkrebspatientinnen können Probiotika durch die Therapie auftretende kognitive Beeinträchtigungen, auch „Chemobrain“ genannt, deutlich reduzieren.

08.09.2022
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Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Das Phänomen „Chemobrain“ ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend geklärt. So sind die Ursachen für die kognitiven Beeinträchtigungen im Rahmen einer Chemotherapie nicht vollständig bekannt. Aber sie kommen vor: Viele Patientinnen und Patienten berichten davon, dass sie in den Zusammenhang unter Symptomen wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen und Orientierungslosigkeit leiden. Ein möglicher Grund sind bestimmte Wirkstoffe, die bei der Chemotherapie eingesetzt werden, die die neuronale Leistungsfähigkeit beeinflussen. Laut anderen Theorien können die Beeinträchtigungen auch mit den psychischen Auswirkungen durch die Krebserkrankung zu tun haben, konkret mit einer posttraumatischen Belastungsstörung aufgrund der Diagnose und erhöhtem Stress während der Therapie.
Eine mögliche Hilfe gegen die kognitiven Beeinträchtigungen können Probiotika sein. Sie enthalten Mikroorganismen, die vornehmlich eine positive Auswirkung auf die Darmflora haben. Ein internationales Team von Wissenschaftlern fand in einer randomisierten Studie mit Brustkrebspatientinnen heraus, dass ihre Wirkung auch darüber hinausgehen kann. Zwischen 2018 und 2019 begleiteten die Forscher 159 Patientinnen mir Brustkrebs (Stadium I-III). Die Teilnehmerinnen wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Der einen Gruppe wurde begleitend zur Chemotherapie Probiotika verabreicht, die andere Gruppe bekam Placebos.
Das Ergebnis war, dass in der Probiotika-Gruppe das Auftreten kognitiver Beeinträchtigungen im Vergleich zur Placebo-Gruppe deutlich reduziert werden konnte. Offenbar hatte die Zuführung von Probiotika solche Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Patientinnen, dass sie negativ mit dem Auftreten der kognitiven Beeinträchtigungen korrelierte. Für die Autoren der Studie steht somit fest, dass die ergänzende Einnahme von Probiotika (in der Studie waren es zwei Mal drei Kapseln pro Tag) für die Bekämpfung des „Chemobrains“ geeignet ist.
Probiotika werden in der Medizin bereits vielfach eingesetzt. Die Wirksamkeit ist bei einigen Krankheiten durchaus umstritten, bei anderen allerdings gut erforscht und belegt. So kommen Probiotika zum Beispiel bei Darmerkrankungen, Verstopfung und Durchfallerkrankungen zum Einsatz, ebenso bei Zahnkaries, Harnwegsinfekten und bei der Vorbeugung von Neurodermitis. (dho)