Frauen- und Männergesundheit

Mit Sport in den Kampf gegen den Krebs

Sport ist generell eine gute Sache für die Gesundheit. Für Prostatakrebs-Patienten hat er aber noch einen ganz besonderen positiven Effekt. Wie eine neue Studie nahelegt, kann körperliches Training dazu beitragen, das Tumorwachstum zu bremsen oder sogar zu unterdrücken.

17.11.2021
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Forscher der Edith Cowan University in Australien haben im Rahmen einer zwölfwöchigen Studie untersucht, wie sich regelmäßiger Sport auf den Prostatakrebs auswirkt. Im Fokus standen dabei die sogenannten Myokine. Diese Botenstoffe werden vom Körper nach intensiver Muskelbeanspruchung ausgeschüttet, unterstützen das Immunsystem und stoppen unter anderem Entzündungen. Auch auf Krebszellen haben sie Auswirkungen.
Um das nachzuweisen, haben die Forscher übergewichtige Männer, die an Prostatakrebs erkrankt waren, an einem Sportprogramm mit regelmäßigem Training teilnehmen lassen. Vorher und nachher wurde den Probanden Blut abgenommen, um zu sehen, wie sich der Myokine-Spiegel und die Ausbreitung des Tumors entwickelt haben. Dabei konnten die Forscher nicht nur eine Zunahme an Myokinen nach den drei Wochen Training feststellen. Sie beobachteten auch eine deutliche Unterdrückung des Tumorwachstums.
Frühere Studien konnten bereits belegen, dass Prostatakrebs bei körperlich sehr aktiven Männern langsamer wächst. Die Wissenschaftler aus Australien könnten mit ihrer Studie nun dazu beigetragen haben, der Ursache auf die Spur kommen. Sie sind sich jedenfalls sicher: Myokine helfen dabei, den Krebs zu bekämpfen und sein Voranschreiten zu verlangsamen. Warum und wie genau, ist allerdings noch nicht geklärt. Myokine können selbst keine Krebszellen abtöten. Man vermutet, dass sie stattdessen Tumorzellen signalisieren, das Wachstum zu reduzieren, oder die eigenen Immunzellen dazu bringen, Krebszellen zu attackieren.
Das Team der Edith Cowan University will seine Erkenntnisse nun mit einer weiteren Studie vertiefen und untermauern, bei der Männer mit weiter fortgeschrittenem Prostatakrebs im Fokus stehen und die ein sechsmonatiges Sportprogramm absolvieren. Darüber hinaus könnte die Arbeit der Australier auch Auswirkungen auf die Krebs-Bekämpfung im Allgemeinen haben. Sie glauben, dass sich die Wechselwirkung zwischen Sport, der Ausschüttung von Myokinen und der Verlangsamung des Tumor-Wachstums auch auf andere Krebsarten übertragen lässt.

Männer mit Prostatakrebs sollten sich angesichts der Erkenntnisse aber nicht einfach Hals über Kopf ins Training stürzen. Die Deutsche Krebshilfe weist darauf hin, sportliche Aktivitäten vorher unbedingt mit einem Arzt abzuklären. Vor allem gänzlich Untrainierte und Übergewichtige könnten sich und ihrem Körper andernfalls schnell überfordern.

(dho)