Frauen- und Männergesundheit

Männer stehen häufig unter Druck

Männer stehen häufig unter ungesundem Druck und ihre Lebenserwartung ist kürzer als die von Frauen. Ausschlaggebend dafür ist ihre Lebensweise, erklären Experten und erläutern, was für den Mann gut ist.

08.03.2023
Foto: AdobeStock/LIGHTFIELD STUDIOS Männer sehen sich häufig als Ernährer und Versorger der Familie und spüren dadurch große Verantwortung.    Foto: AdobeStock/desdemona72 Sport schafft den Ausgleich und leistet einen essenziellen Beitrag zu Gesundheit und Leistungsfähigkeit.  Foto: AdobeStock/M Einero/peopleimages.com Foto: AdobeStock/LIGHTFIELD STUDIOS Männer sehen sich häufig als Ernährer und Versorger der Familie und spüren dadurch große Verantwortung. Foto: AdobeStock/desdemona72 Sport schafft den Ausgleich und leistet einen essenziellen Beitrag zu Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Foto: AdobeStock/M Einero/peopleimages.com
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Männer leben im Schnitt fünf Jahre kürzer als Frauen. Das liegt in erster Linie an ihrem Verhalten: Männer leben insgesamt gesundheitsriskanter als Frauen. Sie rauchen mehr, trinken mehr, fahren mehr Auto und nehmen weniger Vorsorgeuntersuchungen wahr. Um gesund zu bleiben, brauchen Männer ein auf sie abgestimmtes Leben.

Die Anforderungen im Leben eines Mannes sind ganz andere als die im Leben einer Frau. Ein genaues Hinsehen lohnt sich. Denn eines steht fest: Der Unterschied der Geschlechter macht auch einen Unterschied bezüglich der Bedürfnisse und der Stellung im gesellschaftlichen Kontext. Das Bundesministerium für Gesundheit hat sich der Männergesundheit gewidmet und das Zentrum der Gesundheit der Deutschen Sporthochschule in Köln mit dem Thema beauftragt. Neben der Recherche allgemeiner Informationen ging es konkret um die Auswirkung von Bewegung auf die psychische Gesundheit und damit um die Frage, wie ein gutes Allgemeinbefinden und eine solide gesundheitliche Grundlage geschaffen werden können.

Trotz aller Emanzipation bleibt für die meisten Männer das Bild des Ernährers und Versorgers der Familie erhalten. Häufig entsteht demnach mit der Gründung einer Familie ein erhöhter Leidens- und Leistungsdruck. Viele Männer arbeiten tatsächlich nach der Geburt eines Kindes mehr als vorher. Das Rollenbild existiert noch immer und sorgt in vielen Männern dafür, dass ihre psychischen und sozialen Belastungen hoch sind. Männlichkeit wird auch heute assoziiert mit Erfolg, Leistung, Macht und Überlegenheit. Der Druck von außen wird zum Druck im Inneren und ist oft hoch. Viele kompensieren ihn mit Alkohol und Zigaretten oder Süßigkeiten, am Abend, wenn die Arbeit geschafft ist und die Kinder im Bett liegen. Dieser gesamte Prozess hat also Auswirkungen auf die Lebensweise und steuert somit die Entwicklung der männlichen Lebenserwartung. Die liegt aktuell bei 78,5 Jahren, die von Frauen bei 83,4 Jahren.

Männer sind „anders“ krank als Frauen

Was die Krankheiten angeht, so sind Männer nicht häufiger, aber „anders“ krank, als Frauen. Vermeidbare Erkrankungen, die häufiger Männer betreffen, sind unter anderem bösartige Neubildungen innerhalb von Luftröhre, Bronchien und Lunge, Durchblutungsstörungen des Herzens, Hypertonie (Bluthochdruck), Krankheiten der Leber und Verkehrsunfälle. Krebserkrankungen spielen in der aktuellen Gesundheitsdiskussion eine besondere Rolle. Seit 1980 ist bei Männern ein Anstieg der Neuerkrankungen um 23 Prozent zu verzeichnen, bei Frauen sind es 15 Prozent.
Psychische Erkrankungen, die sich oft in Burn-out oder Depression äußern, werden häufig auf die hohe Belastung im gesellschaftlichen Kontext zurückgeführt, das Erbringen von Leistung, um dem Bild der Männlichkeit gerecht zu werden. Hier lässt sich etwas ändern – die Lebensweise.

Die Experten der Sporthochschule Köln raten zur Vielfalt. Einseitige Belastungen seien gesundheitsschädlich. Es kann daher gesund sein, persönlichen Erfolg und Zufriedenheit nicht nur auf beruflicher Ebene zu suchen, sondern auch in Hobby und Familie beispielsweise. Das Leben sollte abwechslungsreich sein und mehrere Facetten haben. Wer nicht nur in der beruflichen Leistungsschiene unterwegs ist, der erfährt sich und seinen Lebenswert auch in anderen Bereichen, wie etwa dem Freundeskreis, im sozialen Engagement, im Vereinsleben oder beim Sport. Das schafft Ausgleich und Ausgeglichenheit zugleich.

Apropos Sport: Vor allem Personen im mittleren und höheren Lebensalter profitieren von angemessener sportlicher Betätigung, so sagen die Experten. Regelmäßige körperliche Aktivität leistet einen essenziellen Beitrag zur Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Wichtig ist, dass Männer hierbei begreifen, dass es um eine Steigerung des persönlichen Wohlbefindens geht und nicht um einen Leistungswettbewerb. Denn auch im Sport denken Männer oft erfolgsorientiert. Die Folge können potenziell gefährliche Überlastungen des Herz-Kreislauf-Systems sein. Wichtig ist es, sich realistische Ziele zu setzen und nach Möglichkeit den Leistungsgedanken auszublenden, so die Experten. Dann sind Radfahren oder Schwimmen, Handball, Laufen, Golf und Krafttraining ideale Möglichkeiten, dem männlichen Hamsterrad dauerhaft zu entkommen.

(ti)