Frauen- und Männergesundheit

HPV-Test ein Mittel zur Risikoabschätzung

Seit dem sich zu Beginn des vergangenen Jahres das gesetzliche Früherkennungsprogramm auf Gebärmutterhalskrebs geändert hat, herrscht bei einigen Frauen Verunsicherung. Bei der Routineuntersuchung werden nun vermehrt Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) festgestellt. Ein entsprechend positives Testergebnis lässt Betroffene meist besorgt aufhorchen.

12.07.2021
Stärker ausgeprägte Gewebeveränderungen infolge einer HPV-Infektion können im schlimmsten Fall zu Gebärmutterhalskrebs führen.  Foto: AdobeStock/Henrie Stärker ausgeprägte Gewebeveränderungen infolge einer HPV-Infektion können im schlimmsten Fall zu Gebärmutterhalskrebs führen. Foto: AdobeStock/Henrie
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums registriert ein erhöhtes Aufkommen an Nachfragen nach einem HPV-positiven Bescheid. Dabei liefert er noch keinen akuten Grund zur Sorge.
Bis zur Umstellung des Früherkennungsprogramms im Januar 2020 gehörte ein Test auf HPV nicht routinemäßig dazu. Seitdem ist für alle Frauen ab 35 Jahren der HPV-Test jedoch fester Bestandteil der Früherkennung. Die Änderung dieser Regelung führte dazu, dass bei vielen Frauen im vergangenen Jahr erstmals ein HPV-Test durchgeführt wurde. Das hatte wiederum zur Folge, dass sich vermehrt HPV-Infektionen am Gebärmutterhals feststellen ließen.

„Die gute Nachricht ist, dass ein positives Testergebnis nicht mit einer Krebsvorstufe oder gar Krebs gleichzusetzen ist“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. „Eine HPV-Infektion verläuft häufig symptomlos und wird vom Immunsystem nach einiger Zeit überwunden. Sicherheitshalber wird nach den seit Januar 2020 gültigen Empfehlungen bei länger anhaltender Infektion genauer untersucht, ob Gewebeveränderungen vorliegen. Ist das nicht der Fall, kann Entwarnung gegeben werden.“

Gering ausgeprägte Gewebeveränderungen bilden sich meist von alleine zurück

Nur bei einem kleinen Anteil der länger andauernden Infektionen komme es tatsächlich zu Gewebeveränderungen, die Krebsvorstufen für Gebärmutterhalskrebs sein können. Der HPV-Test ist laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum also in erster Linie ein Mittel zur Risikoabschätzung. Fällt er negativ aus, müssen Frauen ab 35 nur noch alle drei Jahre untersucht werden. Ein positiver HPV-Test weist dagegen auf eine klinisch relevante HPV-Infektion am Gebärmutterhals hin, verbunden mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Gewebeveränderung. In diesem Fall wird nach einem Jahr erneut kontrolliert. Sollte der HPV-Test dann immer noch positiv sein, erfolgt drei Monate darauf noch eine Untersuchung mit einer speziellen Lupenvergrößerung, die abklären soll, ob Gewebeveränderungen vorliegen.

Generell ist es so, dass sich gering ausgeprägte Gewebeveränderungen von selbst wieder zurückbilden können. Daher wird zunächst nur mit verschiedenen Untersuchungen erneut kontrolliert. Stärker ausgeprägte Veränderungen können jedoch auf eine Krebsvorstufe hinweisen. Wegen der Gefahr der Weiterentwicklung zum Gebärmutterhalskrebs werden sie dann vorsorglich entfernt.

Infektionen mit HPV sind übrigens in der Bevölkerung sehr verbreitet, Ansteckungen beim Geschlechtsverkehr, der wahrscheinlichsten Übertragungsweise, vergleichsweise häufig. Da die Infektion jedoch keine Beschwerden verursacht, lässt sich oft kaum nachvollziehen, bei welchem sexuellen Kontakt die Infektion stattfand. Sie kann bereits Jahre zurückliegen. (red)