Frauen- und Männergesundheit

Harnsteine sicher loswerden – aber wie?

Jeder zehnte Deutsche hat mindestens einmal im Leben mit Harnsteinen zu tun. Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden. Aber welche ist die Beste?

10.02.2021
Die Schmerzen können von der Blase bis hinter in den Rücken ziehen.    Foto: AdobeStock/WavebreakMediaMikro Die Schmerzen können von der Blase bis hinter in den Rücken ziehen. Foto: AdobeStock/WavebreakMediaMikro
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Harnsteine zählen zu den Volkskrankheiten und werden immer häufiger diagnostiziert. Je nach Lage bezeichnet man sie als Nieren-, Harnleiter- oder Blasenstein. Betroffen sind vor allem Patienten zwischen 30 und 50 Jahren, vermehrt auch Frauen. Übergewicht, ungesunde Ernährung, zu wenig Bewegung und Diabetes mellitus zählen zu den wichtigsten Risikofaktoren, informiert die Deutsche Gesellschaft für Urologie.

Nicht jede Methode passt für jeden Fall

Während kleinere Steine mit Hilfe von Medikamenten und Flüssigkeitszufuhr häufig spontan ausgeschieden werden können, müssen größere Steine auf andere Weise entfernt werden. In der Vergangenheit kam dabei häufig die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) zum Einsatz, bei der die Steine durch Schallwellen zertrümmert werden. Diese werden in einer Energiequelle außerhalb des Körpers erzeugt und auf den Stein fokussiert. Anschließend werden die Bruchstücke mit dem Urin ausgeschieden.
Der Vorteil: Für diese Behandlung braucht der Patient keine Vollnarkose. Auch die Risiken sind gering. „Liegt der Harnstein aber beispielsweise in der unteren Nierenkelchgruppe, erschwert die Anatomie die spontane Ausscheidung der Bruchstücke. Deshalb werden größere Steine, die dort angesiedelt sind, eher mit neuen Spiegelungstechniken operativ entfernt“, sagt Professor Dr. Martin Schönthaler von der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiberg.
Ein Beispiel dafür ist die Ureterorenoskopie, bei der eine Harnleiter- oder Nierenspiegelung vorgenommen wird. Zum Einsatz kommen ganz kleine Instrumente, die in den letzten Jahren stetig verfeinert wurden. „Die Eingriffe können heute schonender und mit höheren Erfolgsraten durchgeführt werden“, erklärt Schönthaler die Vorteile.

Weiterer Schritt zur personalisierten Medizin

Der Urologe bereitet derzeit die „Deutsche Steinstudie“ vor: Dabei wird ein multizentrischer Vergleich der Therapieformen bei mehreren hundert Patienten angestrebt. Die Pilotstudie dazu, die die Machbarkeit einer solchen aufwendigen klinischen Studie zeigt, ist abgeschlossen und wurde im September beim virtuellen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie vorgestellt.
Professor Schönthaler: „Wir hoffen, die Institutionen der deutschen Forschungsförderung von der Finanzierung dieser bedeutsamen Studie überzeugen zu können.
Ziel ist es, einen weiteren Schritt in Richtung einer personalisierten Medizin zu gehen und herauszufinden, welche Patienten von welcher Therapie am meisten profitieren.“ (eva)