Frauen- und Männergesundheit

Die Blase unter Kontrolle bringen

Viele leiden unter Harn- inkontinenz, doch die wenigsten reden darüber. Dabei gibt es heute eine Lösung für jede Frau.

15.03.2019
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



„Wo ist hier die nächste Toilette?“ Diese Frage kennen viele Reiseleiter. Kaum ist die Gruppe am Ziel angekommen, brennen vor allem Frauen auf eine Antwort.
Was wie eine Marotte klingt, ist für sie ein ernstes Problem. Denn rund ein Viertel aller Frauen leidet an einer Reizblase, nicht selten gekoppelt an eine Harninkontinenz unterschiedlicher Ausprägung. Sogar 20- bis 30-Jährige sind darunter.
Das typische Symptom ist der Harndrang. Betroffene müssen sehr häufig und dringend zur Toilette – ohne vorher besonders viel getrunken zu haben. Ist das komplexe Zusammenspiel zwischen Gehirn, Blasenmuskel und Blasennerven gestört, kann es zum unwillkürlichen Harnverlust kommen. Aber auch Schmerzen im Unterleib, ohne dass eine Entzündung vorliegt, zählen zu den Leitsymptomen einer überaktiven Blase.

Mangel an Östrogenen

Frauen nach den Wechseljahren sind doppelt gefährdet. Denn dann liegt ein Östrogenmangel vor. Das Hormon aber ist wichtig für das Binde- und Stützgewebe. Durch das Defizit kann zum Beispiel der Beckenboden erschlaffen und so seine Hebe- und Stützfunktion verlieren. Die Gebärmutter – oftmals bereits durch vorangegangene Geburten von einer Senkung betroffen – drückt auf die Blase. Auch die Durchblutung der Schleimhäute nimmt ab. Durch all das vermindert sich der Schlussdruck der Harnleiter, was eine Harninkontinenz begünstigen kann.
Die Therapie reicht von Beckenbodengymnastik über Medikamente wie Anticholinerika oder Östrogen-Präparate bis hin zur Operation.

Zuverlässiger Taktgeber

„Wir können Patientinnen, bei denen bisher nichts anderes angeschlagen hat, mit einem Blasenschrittmacher wirkungsvoll behandeln. Ähnlich wie ein Herzschrittmacher kann dieser die Blasenfunktion mit Hilfe von feinen Elektroden, die die Nerven der Blase und der Blasenmuskulatur mit elektrischen Impulsen stimulieren, wieder vollständig herstellen“, erklärt die Leiterin des Beckenbodenzentrums des Universitätsklinikums Ulm, Dr. Miriam Deniz. Zudem berge die „Sakrale Neuromodulation“ kaum Risiken.
Zunächst wird bis zu vier Wochen lang getestet, ob die Behandlung anschlägt. Dazu wird die Elektrode mit einem Schrittmacher außerhalb des Körpers verbunden. Erst bei positiven Ergebnissen wird dieser, von außen nicht sichtbar, unter der Haut im Bereich des Kreuzbeines eingesetzt.
Der Schrittmacher stellt Kontakt zu den Nerven her, die vom Kreuzbein zur Blase und zur Blasenmuskulatur führen, und gibt schwache elektrische Impulse ab. Dadurch kann die Muskelaktivität wieder besser kontrolliert werden. Die Beschwerden verschwinden. (red)