Frauen- und Männergesundheit

Abwehr gegen Brustkrebs scharfstellen

Die Zellen des Mamma- karzinoms ruft die körpereigene Abwehr leider seltener auf den Plan. Wissenschaftler wollen das mit einer gezielten Kombi-Therapie ändern.

20.05.2019
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Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Eine Antikörper-basierte Immuntherapie gilt als vielversprechende Hoffnung gegen Krebs. Ihr Prinzip ist, die körpereigene Unterdrückung des Immunsystems aufzulösen. Ein Durchbruch gelang erstmals bei der Behandlung des fortgeschrittenen schwarzen Hautkrebses. Nun arbeiten Wissenschaftler fieberhaft daran, diesen Behandlungserfolg auf die Therapie von anderen Tumorerkrankungen zu übertragen. Prof. Dr. Gero Brockhoff und PD Dr. Anja K. Wege vom Lehrstuhl für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg etwa verfolgen dazu eine innovative Strategie für die zukünftige Behandlung von Brustkrebs.

Fehlende Immunantwort

Das Problem hier in Bezug auf die Immuntherapie: Brustkarzinome lösen meist nicht so häufig eine Antwort der körpereigenen Abwehr aus wie andere Tumoren. Aus diesem Grund würde eine Immuntherapie hier nicht so erfolgreich sein. Brockhoff und Wege versuchen deshalb, zunächst einmal die Immunogenität zu steigern, um das Immunsystem für die Bekämpfung der entarteten Zellen quasi „scharf zu stellen“. Dazu greifen sie auf eine klinisch etablierte Methode zurück, die meist in der adjuvanten Tumortherapie, also nach der operativen Entfernung des Tumors, zum Einsatz kommt: eine Bestrahlung „in situ“, an Ort und Stelle. Das heißt, dass man den lokal wachsenden Tumor entfernt und anschließend die Wundhöhle bestrahlt. Ziel ist, eventuell verbliebene, bösartige Zellen abzutöten und ein erneutes Wachsen des Tumors zu verhindern. Allerdings werden mit dieser Bestrahlungsstrategie bereits in die Peripherie gestreute Tumorzellen nicht erfasst. Diese können dann zu einem späteren Zeitpunkt Metastasen ausbilden.

„Impfung“ gegen Krebs

Im Gegensatz dazu würde die stereotaktische Bestrahlung eines solide wachsenden Tumors die entarteten Zellen an Ort und Stelle abtöten, bevor das verbliebene, lokale Tumorgewebe entfernt wird. Dadurch können die durch die Bestrahlung absterbenden Zellen Tumorantigene freisetzen, die vom Immunsystem erkannt werden. Ein solches Vorgehen entspricht einer Art Aktivimpfung mit Tumorzellen.
Später soll die stereotaktische Bestrahlung noch mit einer Antikörper-Immuntherapie kombiniert werden. Entscheidend für den Erfolg der Behandlung wird der durch die Bestrahlung hervorgerufene Effekt sein, der die Tumorzellen auch in den Nischen des Organismus, wie in der Blutperipherie oder im Knochenmark, eliminiert. (red)