Ernährung und Gewichtskontrolle

Gesund abnehmen bei Typ-2-Diabetes

22.06.2022
Gesunde Ernährung und die konsequente Einhaltung einer Diät, die den eigenen Vorlieben entspricht,  kann Diabetes zurückdrängen.   Foto: AdobeStock/Dmytro Flisak Gesunde Ernährung und die konsequente Einhaltung einer Diät, die den eigenen Vorlieben entspricht, kann Diabetes zurückdrängen. Foto: AdobeStock/Dmytro Flisak

Wer adipös ist, noch nicht sehr lange an Diabetes leidet und 15 Kilogramm seines Gewichts reduziert, kann seinen Zuckerstoffwechsel stark normalisieren und sogar zeitweise ohne Medikamente auskommen. Das ist eine zentrale Aussage in den aktualisierten Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zur Ernährung von Personen mit Typ-2-Diabetes. Weitere wichtige Neuerungen: Strenge Vorgaben für die Mengenaufnahmen von Fett, Kohlenhydraten und Eiweiß sind überholt. Stattdessen können Betroffene gesunde Ernährungsmuster wählen, die ihren Vorl
ieben entsprechen. Empfehlenswert zur Gewichtsabnahme
sind Formula-Diäten, Low-Carb- und Low-Fat-Ernährung sowie Intervallfasten.
Der Ausschuss Ernährung der DDG hat für die Überarbeitung der Praxisempfehlungen sämtliche relevanten Studien seit 2004 ausgewertet. Mit dem Ergebnis, dass genaue Verzehrvorgaben für einzelne Mikronährstoffe; auch die Maßgabe, bei eingeschränkter Nierenfunktion weniger Eiweiß zu essen, ist überholt. „Die Empfehlungen zur Gewichtsreduktion und Ernährungsweise bei Diabetes Typ 2 sind insgesamt unkomplizierter und individueller“, sagt DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Neu.

Im Mittelpunkt der Empfehlungen steht die Erkenntnis, wonach bei Adipösen durch eine Gewichtsreduktion von mindestens 15 Kilogramm grundsätzlich ein vollständiges Zurückdrängen des Diabetes möglich ist, eine sogenannte Remission. „Die DiRECT-Studie aus England zeigt, dass 86 Prozent der Personen, die tatsächlich eine Gewichtsreduktion von mindestens 15 Kilogramm erreicht hatten, eine Diabetesremission erfuhren“, sagt Professor Dr. med. Diana Rubin, die als Vorsitzende des Ausschusses Ernährung der DDG federführend an der Neuerstellung der Praxisempfehlungen beteiligt war. „Voraussetzung war eine Diabetesdauer von nicht länger als sechs Jahren.“
Um dieses Ziel zu erreichen, können Abnehmwillige prinzipiell unter verschiedenen Methoden wählen. „Wir haben in der Literatur sehr gute Effekte beispielsweise für Low-Carb gefunden, eine kohlenhydratarme Ernährungsform“, so die Ernährungsmedizinerin. Low-Fat-Diäten seien zumindest mittelfristig in der Wirkung ebenbürtig. „Soll keine bestimmte Diät eingesetzt werden, so sind für das Diabetesmanagement mediterrane, vegetarische oder vegane Ernährungsmuster gleichermaßen geeignet.“ Auch Intervallfasten könne unter ärztlicher Überwachung zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden. „Entscheidend ist, dass die Abnehmstrategie zu den Präferenzen der übergewichtigen Person passt und nachhaltig im Alltag umgesetzt werden kann“, so Diana Rubin.

Zu raschen, hohen Gewichtsverlusten mit dem Resultat einer Diabetesremission führen nachweislich auch Formula-Diäten, die mit einem Mahlzeitenersatz arbeiten. Eine Studie belegt: Nahezu die Hälfte der übergewichtigen Diabetespatienten, die zunächst über drei bis fünf Monate eine Formula-Diät mit einem Kaloriengehalt von 825 bis 852 kcal pro Tag einhielten, erzielte eine Remission. „Die Remission dauerte teilweise länger als zwei Jahre“, sagt Rubin. Ist keine Ernährungsform wirksam, sind bariatrische Operationen ebenfalls sehr erfolgreich, um eine Diabetesremission herbeizuführen.

Über das nordische Ernährungsmuster, die makrobiotische Ernährung, die DASH- und Paleo-Diät konnten die Experten keine Aussagen treffen. „Zu diesen relativ neuen Ernährungstrends liegen noch zu wenige Studien vor“, erläutert die Expertin. (red)