Augen, Nase und Ohren

Straßenlärm macht depressiv

Das Gehör des Menschen ist heutzutage einer Dauerbelastung ausgesetzt. Ob freiwillig durch Musik aus dem Kopfhörer oder unfreiwillig durch externe Lärmquellen

auf Dauer macht Lärm krank. Eine Studie weiß mehr.

15.06.2022
Laufende Motoren und Hupen: Dauerlärm im Stau kann Autofahrern nicht nur kurzfristig auf die Nerven gehen, sondern auch die mentale Gesundheit langfristig gefährden.  Foto: AdobeStock/annacovic Laufende Motoren und Hupen: Dauerlärm im Stau kann Autofahrern nicht nur kurzfristig auf die Nerven gehen, sondern auch die mentale Gesundheit langfristig gefährden. Foto: AdobeStock/annacovic

Dass Dauerlärm durch Straßenverkehr auch depressive Verstimmungen auslösen kann, konnte nun erstmals weltweit in einer großen Langzeitstudie gezeigt werden. Auf die Erkenntnis stießen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Zentrum für Urbane Epidemiologie (CUE) der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen bei ihrer Arbeit an der Heinz Nixdorf Recall Studie am Universitätsklinikum Essen.

Im Mittelpunkt der Studie stehen unter anderem Umwelteinflüsse, die sich auf die Herzgesundheit auswirken können. Nun entdeckten die Forscherinnen und Forscher aber auch den Zusammenhang dieser Umgebungsfaktoren mit depressiven Symptomen. Hierüber berichtet aktuell das internationale Wissenschaftsmagazin Environmental Health Perspectives.
Dass Lärm nicht nur unangenehm ist, sondern auch krank machen kann, ist bekannt. Mehrere Studien haben bereits nachgewiesen, dass Lärm zum Beispiel Herzerkrankungen auslöst. Hinweise dafür, dass er auch die Seele belastet, fanden sich nun in einer großen bevölkerungsbasierten Studie aus dem Ruhrgebiet. Untersucht wurden die Daten von 3.300 Teilnehmern und Teilnehmerinnen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren. Anhand von Lärmkarten wurden die Städte Bochum, Essen und Mülheim an der Ruhr untersucht.

Ergebnis: Die Studienteilnehmer, die an Straßen mit viel Verkehrslärm wohnen, entwickelten im Zeitraum von fünf Jahren häufiger depressive Symptome, als die, die in vergleichsweise ruhigen Straßen wohnen. Die Studie ergab, dass das Risiko um etwa 25 Prozent steigt und zwar sowohl für gemittelte 24-Stunden-Werte als auch für Nachtlärm-Werte über 55 beziehungsweise 50 Dezibel. Auffällig ist zudem, dass insbesondere Menschen mit geringerer Bildung empfindlicher auf Lärm reagieren.
„Über die Gründe hierfür kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren. Es könnte damit zusammenhängen, dass Menschen mit niedriger Bildung in der Regel häufiger Stressoren ausgesetzt sind. Durch die Vielzahl der belastenden Faktoren könnte die Widerstandsfähigkeit verringert sein. Dies müssen aber zukünftige Studien gezielt untersuchen“, so Ester Orban vom CUE. Sie betont zudem, „dass die Erkenntnisse erneut bestätigen, wie wichtig der Lärmschutz für die Gesundheit der Bevölkerung ist.“
Die Heinz Nixdorf Recall Studie ist eine Forschungsstudie, die seit dem Jahr 2000 Menschen aus dem Ruhrgebiet regelmäßig untersucht und befragt. Rund 4.800 Bürger sind an diesem Langzeitprojekt beteiligt. (red)