Augen, Nase und Ohren

Sieben Fakten über unser Gehör

Jeder der sechs Sinne eines Menschen ist wichtig. Doch die Fähigkeit zu hören, ist besonders wichtig. Nicht nur als Warnung vor Gefahren, sondern auch im Alltag ist das Gehör für Kommunikation und Interaktion unentbehrlich.

02.09.2020

Ob Verkehrslärm, Gespräche, Musik oder Schnarchen – 24 Stunden am Tag laufen etwa 25.000 Hörzellen auf Hochtouren. „Ohren funktionieren wie eine Art Trichter. Sie fangen rund um die Uhr Schallwellen auf und leiten die Schwingungen durch den Gehörgang bis zum Trommelfell. Im Gehirn werden die eingehenden Informationen abschließend zusammengesetzt und kontinuierlich ausgewertet“, erklärt Dr. Bodo Schiffmann, HNO-Arzt und Schwindelexperte aus der Schwindelambulanz in Sinsheim, und betont: „Bis heute ist das Rätsel des Hörens nicht vollständig gelöst.“

Allerdings deckt der Experte im Folgenden sieben spannende Fakten rund um das Multitalent Ohr auf.

Im Dauereinsatz

Von allen Sinnen zählt der Hörsinn zu den differenziertesten. Er verarbeitet etwa 50 Eindrücke pro Sekunde und damit doppelt so viele wie das Auge. Außerdem ist das Ohr in der Lage, circa 400.000 Töne zu unterscheiden und präzise zu bestimmen, aus welcher Richtung diese Geräusche stammen. Anders als die Augen können wir die Ohren jedoch nicht verschließen. Selbst im Schlaf bleiben sie in Alarmbereitschaft, bei Gefahr wachen wir auf. „Absolute Stille würde uns hingegen um den Verstand bringen. Im Gefangenenlager Guantanamo setzten Wachen das Konzept zur Folter ein“, gibt Dr. Schiffmann zu bedenken.

Hören Frauen besser?

Tatsächlich hören Frauen besser (zu). Männer filtern vermeintlich Unwichtiges heraus, während Frauen kreativer zuhören. Sprich sie deuten nicht nur Gestik und Mimik, sondern lassen darüber hinaus Emotionen mit in das Gespräch einfließen. Dank dieser effektiven Kombination erinnert sich das weibliche Geschlecht auch besser an Gesagtes – zum Leidwesen einiger Männer. Im Alter sind Frauen ebenfalls im Vorteil: Ihr Hörvermögen lässt sie nicht so schnell im Stich wie es bei den Männern der Fall ist, was wahrscheinlich an dem weiblichen Hormon Östrogen liegt. Zumindest vermuten das einige Wissenschaftler.

Immer im Gleichgewicht?

Ein weiterer zentraler Bestandteil des Ohrs verbirgt sich in seinem Inneren – der Vestibularapparat, besser bekannt als das Gleichgewichtsorgan. Kommt es hier zu Störungen, etwa durch eine Innenohrentzündung, einen eingeklemmten Gleichgewichtsnerv oder eine Blockierung der Halswirbelsäule, leiden Betroffene unter plötzlich auftretenden Symptomen wie Schwindelattacken, Sehstörungen und Übelkeit. Spielt das Gleichgewichtssystem verrückt, kann Schwindel tatsächlich zum Albtraum werden.

Hartnäckiger Ohrwurm

Ob die Titelmelodie der Lieblingsserie, Werbejingles oder der gute alte Radiohit – alle haben eines gemeinsam: Sie verursachen Ohrwürmer. Um die lästige Kopfmusik loszuwerden, rät Dr. Schiffmann, sich den Song ganz anzuhören, denn das Gehirn neigt dazu, Unerledigtes immer wieder in Erinnerung zu rufen. Hilft das nicht, bringen eventuell Kreuzworträtsel oder ähnliche Denkauf-gaben unseren musikalischen Wegbegleiter zur Ruhe.

Soziale Isolation

Bereits der berühmte Philosoph Immanuel Kant erkannte die Bedeutung des Hörens und wusste: „Nicht sehen können trennt von den Dingen. Nicht hören können trennt von den Menschen.“ Vor allem Senioren mit Hörproblemen entziehen sich sozialen Interaktionen, da sie Gruppengesprächen nicht mehr folgen können. „Um die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten, raten Experten dazu, den schleichenden Prozess umgehend fachmännisch untersuchen zu lassen, sobald erste Probleme wie verzerrtes Hören, schlechtes Richtungshören oder Ohrgeräusche auftreten“, betont Dr. Schiffmann.

Krach macht krank

Laut Umweltbundesamt steigt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ab einer Dauerbelastung von mehr als 65 Dezibel (entspricht der Lautstärke einer Nähmaschine oder eines Fernsehers in Zimmerlautstärke) langfristig an. Demnach verändert sich der Stoffwechsel und es kommt zur vermehrten Ausschüttung der Stresshormone Kortisol oder Adrenalin. Als Folge erhöhen sich Blutdruck und Herzfrequenz. Über Jahre kann ständiger Lärm sogar einen Herzinfarkt auslösen.

Tierisch gut

Beatles-Fans bemerken am Ende des Albums „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ vermutlich eine Reaktion bei ihren Hunden. Denn nach dem letzten Akkord kommt ein Ton mit einer Frequenz von 15.000 Hertz vor, was etwa einer Hundepfeife entspricht. Für die meisten Menschen ist dies jedoch nicht mehr hörbar, für die Vierbeiner hingegen schon. (red)