Augen, Nase und Ohren

Neue Hornhaut für klare Sicht

Trübt sich die Augenhornhaut ein, müssen Patienten auf eine Gewebespende hoffen. Aber auch eine Teiltransplantation ist in vielen Fällen möglich und hat
sogar etliche Vorteile.

29.11.2019
Patientin Rita S. wird auf die Transplantation einer Augenhornhaut vorbereitet.   Foto: Alexandra Bidian (DGFG) Trübe Aussichten. So sehen Betroffene die Welt.   Foto: Alexandra Bidian (DGFG) Patientin Rita S. wird auf die Transplantation einer Augenhornhaut vorbereitet. Foto: Alexandra Bidian (DGFG) Trübe Aussichten. So sehen Betroffene die Welt. Foto: Alexandra Bidian (DGFG)

Eine Erkrankung oder eine Verletzung – wenn sich die Augenhornhaut dadurch eintrübt, droht Betroffenen die Erblindung. Dann hilft nur noch eine Gewebespende. Rund 7000 Mal im Jahr transplantieren Ärzte Augenkranken Patienten in Deutschland eine menschliche Spenderhornhaut.

Hoffnung Transplantation

Die Sehfähigkeit von Patienten mit stark ausgeprägten Erkrankungen der Augenhornhaut, wie Hornhautdystrophie, Wölbung der Hornhaut (Keratokonus) oder Entzündungen (Keratitis), kann so erhalten oder wiederhergestellt werden. „Die Augenhornhauttransplantation ist für Betroffene die letzte Hoffnung wieder sehen zu können“, sagt Dr. Thomas Kern, Oberarzt in der Universitätsaugenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Seit über einem Jahrhundert werden Hornhäute transplantiert! Entsprechend etabliert ist die Operation, und die Erfolgsquote liegt bei rund 90 Prozent. Ist nur eine Schicht der etwa einen halben Millimeter dicken Hornhaut betroffen, kommt heute sogar eine schonende Teiltransplantation in Betracht.“

Spende aus Hornhautbank

Voraussetzung für die Heilung durch eine Transplantation ist die Gewebespende: 2638 Menschen spendeten 2018 ihre Augen nach dem Tod an die gemeinnützige Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG). Anders als Organe werden Gewebe, wie die Augenhornhaut, nicht unmittelbar transplantiert. Zunächst werden sie in einer Gewebebank aufbereitet. Innerhalb von 34 Tagen muss dann ein passender Empfänger gefunden werden.
Elf von 28 Augenhornhautbanken in Deutschland arbeiten im Netzwerk der DGFG zusammen. Durch die Kooperation ermöglichen sie die zeitnahe und sichere Patientenversorgung mit Transplantaten an ihren eigenen Kliniken, aber auch darüber hinaus. So konnte die Gesellschaft für Gewebetransplantation im vergangenen Jahr 3672 Augenhornhauttransplantate an über 120 Transplantationszentren in Deutschland vermitteln.

Symptome und Ursachen

Patienten mit einer Hornhauterkrankung sehen alles verschwommen wie durch Milchglas, insbesondere morgens. Auch ein erhöhtes Blendungsempfinden, was etwa nachts beim Autofahren stört und mehr Mühe beim Lesen gehören zu den Symptomen.
Unter einer Hornhautdystrophie leiden meist ältere Menschen. „Die Endothelzellen in der innersten Schicht der Augenhornhaut arbeiten nicht mehr richtig. Diese haben die Aufgabe stetig Wasser aus der Hornhaut zu pumpen. Stellen diese Pumpzellen ihre Funktion ein, quillt die Hornhaut auf und trübt ein.
Diese Zellveränderung geschieht schleichend und so wird auch die Trübung von Patienten häufig erst nach Monaten oder sogar Jahren bemerkt“, so Dr. Kern. „Es gibt aber auch junge Patienten, die eine Hornhauttransplantation benötigen. Etwa bei einer besonders starken Wölbung der Augenhornhaut (Keratokonus). Die Transplantation ist jedoch der letzte Schritt. Zunächst versucht man, Defekte mit einer Brille, später mit einer Kontaktlinse auszugleichen. Erst wenn die Hornhaut stark gekrümmt ist und Narben bildet, ist die Transplantation unausweichlich.“

Vorteil Teiltransplantation

Bei Erkrankungen des Endothels – also der hintersten Schicht der Augenhornhaut – ist eine Teiltransplantation möglich. Dabei wird nur die Schicht der Pumpzellen über einen winzigen Schnitt ausgetauscht. Patienten können zwei bis drei Tage nach der Transplantation bereits nach Hause zurückkehren. Die erste Woche gilt allerdings strikte Bettruhe. Sie müssen auf dem Rücken liegen, damit das Transplantat sich nicht verschiebt – nur ein Luft-Gas-Gemisch drückt es an die Hornhaut, keine Naht.
Die Sehfähigkeit verbessert sich in den Wochen und Monaten nach der Teiltransplantation deutlich schneller als bei einer Volltransplantation. Bei dieser haben Patienten in den ersten Wochen häufig noch ein Sandkorngefühl wegen der Nähte. Das bessert sich nach rund drei Wochen, ist zunächst aber ziemlich unangenehm. „Eine Naht bedeutet immer auch ein Risiko. Eine Teiltransplantation ohne Nähte ist minimalinvasiv. Komplikationen sind weniger wahrscheinlich und die Nachbehandlung ist kürzer“, so Kern.(red)