Augen, Nase und Ohren

Mythos Nachtblindheit – und was hilft

Für manche Menschen ist es eine wahre Horrorvorstellung, nachts zu fahren. Am liebsten lassen sie das Auto gleich stehen, weil sie bei Dunkelheit wesentlich schlechter als bei Tageslicht sehen.

07.03.2022

„Viele Menschen bezeichnen sich als nachtblind, da sie in der Dämmerung und im Dunkeln deutlich schlechter sehen als bei Tag. Der Grund: Das Auge hat Schwierigkeiten, sich an die gedämpften Lichtverhältnisse anzupassen“, so Carsten Sellmer, Gesundheitsexperte der Ideal-Versicherung. Besonders häufig macht sich das beim Autofahren bemerkbar. Vor allem entgegenkommendes Scheinwerferlicht kann dazu führen, dass der Fahrer kurzzeitig gar nichts mehr erkennen kann. Nasse Straßen verstärken diesen Effekt oft. Allerdings liegt es in der menschlichen Natur, dass selbst gesunde Augen bei Dämmerung und Dunkelheit weniger scharf und kontrastreich sehen. Medizinische Gründe können diese Schwäche noch verstärken. Dazu gehören beispielsweise eine Linsentrübung durch den Grauen Star, eine bestehende Kurzsichtigkeit oder zu enge Pupillen aufgrund von Nebenwirkungen von Medikamenten oder einer altersbedingter Miosis. Dies alles bezeichnen Mediziner meist als Sehprobleme, -störungen oder Nachtkurzsichtigkeit (Nachtmyopie), die durch eine zusätzliche Brille für die Nacht häufig behoben werden kann. Tatsächlich haben diese Probleme mit der echten Nachtblindheit wenig zu tun: Wer daran erkrankt ist, sieht im Verhältnis zum Tag deutlich schlechter oder sogar gar nichts mehr. Der Betroffene leidet dann unter einer Störung der Sinneszellen in der Netzhaut. „Ursache dafür können Gendefekte, Erkrankungen oder ein Vitamin-A-Mangel sein“, so Carsten Sellmer. Die echte Nachtblindheit ist sehr selten – in Deutschland sind rund 0,04 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Der Augenarzt klärt ab, ob bereits das Tragen einer Brille ausreicht oder tatsächlich eine Nachtblindheit vorliegt. (eva)