Augen, Nase und Ohren

Hörprobleme steigern das Demenz- Risiko

Wer mit zunehmendem Alter schlechter hört, hat ohnehin mit Beeinträchtigungen zu kämpfen. Doch damit nicht genug. Es kann auch Auswirkungen auf die geistige Gesundheit haben.

12.07.2021

Forscher der Universität Leipzig sind in Zusammenarbeit mit Forschungszentren aus Hamburg, Bonn und Hannover in einer aktuellen, repräsentativen Studie der Frage nachgegangen, wie Hören und Demenz zusammenhängen.
Ihr alarmierendes Ergebnis nach der Untersuchung von 3500 Senioren über 75 Jahren: Hörbeeinträchtigungen haben einen signifikanten Einfluss auf die langfristige Entwicklung einer Demenz-Erkrankung. Sie sind somit laut den Wissenschaftlern – übrigens im Gegensatz zu Sehbeeinträchtigungen - ein starker Risikofaktor für Demenz bei Senioren.

„Insgesamt 30 Prozent der Teilnehmer berichteten am Anfang der Studie über eine Hörminderung und gut ein Viertel der Teilnehmer entwickelte im Laufe der Zeit eine Demenz“, sagt Studienautor Dr. Alexander Pabst. „Es zeigte sich, dass Schwerhörigkeit ein signifikanter, unabhängiger Risikofaktor für eine Demenzentwicklung ist. So war das längsschnittliche Erkrankungsrisiko für Teilnehmer mit einer Hörminderung um 16 Prozent erhöht. Unsere Modelle haben gegenüber bisheriger Forschung den Vorteil, dass sie eine Vielzahl weiterer bekannter Risikofaktoren für Demenz und das steigende Sterberisiko der Patienten in der langjährigen Beobachtungszeit korrigierend berücksichtigen.“

Präventive Maßnahmen verbessern
Die Ergebnisse der Forscher können nun dazu dienen, besser präventiv gegen Demenz vorzugehen. „Die Erkenntnisse der Studie haben wichtige Auswirkungen auf die Versorgung“, sagt Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller, Direktorin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) an der Universität Leipzig, an dem die Studie durchgeführt wurde. „Auch wenn die biologische Verbindung zwischen Hörstörungen und Demenz weiterer Untersuchungen bedarf, so zeigen die Daten doch eindrücklich, dass der Fokus auf vermeidbare Risikofaktoren das individuelle Demenzrisiko erheblich verringern kann. Ansätze zur Prävention geistiger Abbauprozesse sollten sich das zunutze machen.“

Dabei sollten natürlich auch weitere Risikofaktoren im Blick behalten werden. Die Wissenschaftler der Studie stufen kombinierte Interventionen zum Erhalt der kognitiven Leistung als besonders vielversprechend ein. Neben der frühzeitigen Behandlung von Hörbeeinträchtigungen können auch eine Erhöhung der körperlichen und geistigen Aktivität, gesunde Ernährung sowie eine gute Einstellung des Blutdrucks und des Blutzuckers bei entsprechenden Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes einen nachhaltigen Effekt auf die kognitive Leistungsfähigkeit älterer Menschen haben. (dho)