Augen, Nase und Ohren

Hörprobleme die Psyche beeinträchtigen

Tinnitus und Schwerhörigkeit sind eng miteinander verbunden. Für ältere Menschen ist es deshalb besonders wichtig, Hörprobleme aktiv anzugehen und so psychischen Belastungen und einer erheblichen Minderung ihrer Lebensqualität vorzubeugen.

07.03.2022

„Tinnitus geht sehr häufig mit Schwerhörigkeit einher. Besonders mit dem Alter nimmt bei vielen Menschen auch die Hörfähigkeit ab“, so Prof. Dr. Brigitte Mazurek, Direktorin des Tinnituszentrums der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Diese Rückbildung könne weitreichende Folgen haben, schildert sie in einer Pressemitteilung des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte: „Haarzellen und neuronale Strukturen im Innenohr können degenerieren, bei manchen Menschen wird die aktuelle, zentrale Verarbeitung von Informationen im Gehirn langsamer. Man spricht von einer Minderung der fluiden Intelligenz.“ Zudem könne sich die Fähigkeit der sogenannten Sprachdiskrimination mit zunehmendem Alter verringern: „Dann werden höhere Frequenzen und Stimmen nicht mehr so gut erkannt beziehungsweise unterschieden“, so Mazurek. Und besonders fatal: „Viele Menschen werden als kognitiv beeinträchtigt wahrgenommen, obwohl sie eigentlich ‚nur‘ schwerhörig sind.“
Die körperlichen Folgen einer unbehandelten Schwerhörigkeit seien mittlerweile gut erforscht: „In einer prospektiven Multicenterstudie wurden 2190 ältere Personen mit Hörverlust über ein Jahr lang untersucht. Das Ergebnis: Je größer der Hörverlust, desto geringer die physische Fitness. Schwerhörige hatten ein um 31 Prozent erhöhtes Risiko zu stürzen sowie eine um 31 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden.“ Die Betroffenen leiden außerdem unter psychischen Belastungen: „Das menschliche Hörsystem ist direkt mit dem limbischen System im Gehirn verbunden, das die Empfindungen und Emotionen steuert. Tinnitus kann sowohl alleine als auch in Kombination mit schlechtem Hören zu Angst und Depressionen führen“, berichtet Mazurek. In Kombination mit weiteren Risikofaktoren könne sich der Zustand zudem noch verschlechtern: „Besonders Stress spielt eine große Rolle und kann sich negativ auswirken.“ Um die Begleiterkrankungen einer Schwerhörigkeit zu vermeiden, sei eine frühzeitige HNO-ärztliche Versorgung ratsam: „Für ältere Menschen ist es besonders wichtig, Hörprobleme aktiv anzugehen und so psychischen Belastungen und einer negativen Beeinflussung ihrer Lebensqualität vorzubeugen.“
Der positive Effekt eine Hörgeräteversorgung sei wissenschaftlich belegt: „In einer gerontologischen Kohortenstudie mit 3670 älteren Hörbeeinträchtigten wurden Stimmungsänderungen und kognitive Funktionen untersucht: Bei allen hatten sich durch das Tragen von Hörgeräten sowohl die psychosozialen und partizipativ-kommunikativen als auch die kognitiven Funktionen verbessert“, sagt Prof. Dr. Mazurek. (red)