Augen, Nase und Ohren

Feuerwerk: Das kann ins Auge gehen!

Am besten wir verzichten dieses Jahr freiwillig auf dieses Ritual zum Jahresende. Wer doch im kleinen Kreis böllert, sollte auch auf seine Augen aufpassen!

29.12.2020

Bis zu 95 Prozent aller Augenverletzungen sind leicht und können ambulant behandelt werden. Anders bei Verletzungen durch Feuerwerkskörper. Von ihnen sind ein Viertel so schwer, dass sie stationär behandelt werden müssen. „Durch die Kombination von mechanischen, chemischen und thermischen Einwirkungen können Feuerwerkskörper zu schweren Oberflächenverletzungen, stumpfen Augenprellungen oder Zerreißungen des Augapfels führen, die trotz intensiver Therapie nur mit bleibenden Schäden abheilen“, erläutert Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer vom Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam auf einer Vorab-Pressekonferenz zum Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Eine Auswertung der Leipziger Universitäts-Augenklinik zeigt, dass Patienten mit schweren Feuerwerks-Augenverletzungen nach Abschluss der Behandlung nur eine mittlere Sehschärfe von 20 Prozent blieb. Auch drohten dadurch später Folgekomplikationen wie Grüner Star, Grauer Star oder eine Netzhautablösung.

Bleibende Sehschäden

Der überwiegende Teil dieser Verletzungen ereignet sich bei Freizeitaktivitäten, im Sport oder bei Heimwerkertätigkeiten. Kinder und Jugendliche wiederum werden besonders häufig Opfer von Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper. „Der Anteil der Heranwachsenden an diesen Unfällen beträgt 40 Prozent“, so die Augenexpertin. „Bei Kindern sind meist Knallkörper die Ursache.“ Ebenfalls alarmierend: Etwa die Hälfte aller Unfälle durch Böller & Co. trifft Zuschauer und Passanten – also Unbeteiligte.
Aus diesem Grund plädieren die deutschen Augenärzte für Präventionsmaßnahmen. „In Holland hat schon allein eine Verkürzung der Zeiten, in denen private Feuerwerke gezündet werden dürfen, zu einer Halbierung der Verletztenzahlen geführt“, so Gabel-Pfisterer. „Wir setzen uns für die Abgabe von Schutzbrillen beim Kauf von Feuerwerkskörpern ein, aber vor allem für eine Diskussion über ein Verbot privat genutzter Pyrotechnik“, ergänzt DOG-Präsident Professor Dr. med. Hans Hoerauf. „Feuerwerk gehört in die Hände von Profis, dort ist es sicher“, meint der Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Göttingen.

Augenchirurgie vermag viel

Unterdessen hat die Augenchirurgie große Fortschritte gemacht. „Noch vor 40 Jahren wurden Augen, die kein Licht mehr wahrnehmen konnten, entfernt“, berichtet Schrader, „heute können wir durch eine sorgfältige Rekonstruktion des Augeninneren, die unter dem Mikroskop mehrere Stunden dauert, sogar wieder ein orientierendes Sehvermögen erreichen.“ Voraussetzung: Die Rekonstruktion muss innerhalb der ersten 100 Stunden nach der Verletzung stattfinden. (red)