Augen, Nase und Ohren

Durch Leiden zum optischen Wunderwerk

15.06.2022
Einfach Kontaktlinse aufsetzen und gut sehen: Was heute selbstverständlich erscheint, hat eine lange und durchaus schmerzvolle Geschichte. 	   Foto: AdobeStock/Sergej Schimanowitsch Einfach Kontaktlinse aufsetzen und gut sehen: Was heute selbstverständlich erscheint, hat eine lange und durchaus schmerzvolle Geschichte. Foto: AdobeStock/Sergej Schimanowitsch

Die Vorteile der Kontaktlinse liegen auf der Hand: Die kleine Sehhilfe ist nicht nur eine perfekte Alternative zur Brille, die beim Sport oder wenn jemand einfach keine Brille tragen möchte, verwendet werden kann. Mir ihr lassen sich besonders komplizierten Formen von Fehlsichtigkeit sogar manchmal besser als mit der Brille korrigieren, sie schränkt das Gesichtsfeld nicht ein und drückt nicht auf Nase und Ohren.
Doch das war nicht immer so. Bis die Kontaktlinse ihren Siegeszug antreten konnte, musste ein langer und durchaus steiniger Weg zurückgelegt werden. Dabei hatte schon Leonardo da Vinci (1452 - 1519) die Idee, eine Sehhilfe direkt im Auge zu platzieren und experimentierte mit einem wassergefüllten Glasgefäß. Verschiedene Wissenschaftler versuchten sich ebenfalls an der Idee, aber erst in den 1880er Jahren waren die Versuche erfolgreich: Unabhängig voneinander entwickelten August Müller und Adolf Eugen Fick Glasschalen, die ins Auge gesetzt werden konnten. Sie konnten allerdings maximal zwei Stunden getragen werden und lösten, wenn sie beschädigt wurden, schwere Verletzungen am Auge aus.
Aber die Forschung hatte jetzt etwas, worauf sie aufbauen konnte. Der tatsächliche Durchbruch gelang dem Wissenschaftler Heinrich Wöhlk, der 1946 die erste Kontaktlinse aus Plexiglas entwickelte. Die „harte“, formstabile Kontaktlinse war erfunden, wie das Webportal des DOZ-Verlags für deutschsprachige Fachliteratur zum Thema Augenoptik informiert. Allerdings nicht ohne zähen Einsatz Wöhlks, der selbst stark weitsichtig war und unter seiner dicken Brille litt. In schmerzhaften Selbstversuchen, in denen er seine Augen mit Wachsabgüssen und Riesenschalen malträtierte, entwickelte er die Linse weiter: Erst, als sie nur noch einen Durchmesser von etwa 12 Millimetern hatte, konnte sie problemlos stundenlang getragen werden. 1959 gelang dann die Entwicklung des biokompatiblen Hydrogels, das zur Entwicklung der ersten weichen Linse diente. (eva)