Augen, Nase und Ohren

Bessere Aussichten für Augenkranke

Eine endokrine Orbitopathie hat mitunter schlimme Auswirkungen auf die Augen und das Sehvermögen – besonders bei schweren Verläufen. Neue Therapiemöglichkeiten könnten die Aussichten für Betroffene verbessern.

12.07.2021

Die endokrine Orbitopathie (EO) ist eine Autoimmunkrankheit, die die Betroffenen stark belasten kann. Sie führt zu Entzündungen und Schwellungen in der Augenhöhle. In den meisten Fällen tritt sie zusammen mit einer Fehlfunktion der Schilddrüse, dem Morbus Basedow auf. Die Krankheit kann das Sehvermögen bedrohen und die Lebensqualität vor allem auch durch das veränderte Aussehen der Betroffenen – in den meisten Fällen sind es Frauen – sehr stark beeinträchtigen.

Das Wissen über die Krankheit und über Risikofaktoren für ihre Entwicklung beziehungsweise ihr Fortschreiten hat sich in den vergangenen Jahren aber deutlich erweitert. Auch neue Behandlungsmöglichkeiten werden entwickelt und bieten die Aussicht, dass sich die Krankheit besser in den Griff bekommen lässt. Die Behandlung schwerer Krankheitsformen bleibt aber eine Herausforderung.

Die Therapie der EO ist eine Herausforderung und erfolgt häufig in spezialisierten Zentren. Wichtig ist es, die Entzündungsaktivität möglichst früh und wirksam zu unterbinden. Unter anderem Rauchen und eine schlecht eingestellte Schilddrüsenfunktion steigern das Risiko für das Fortschreiten der EO. Deshalb steht der dringende Rat, auf Nikotin zu verzichten und die sorgfältige Kontrolle der Schilddrüsenfunktion vor allem am Beginn der Therapie. In einem frühen Stadium einer aktiven EO genügt dann häufig die Gabe von Selen, um die Entzündung zu mildern.

Behandlungsmöglichkeiten bei moderaten und schweren Fällen

Bei einer moderaten bis schweren EO ist eine Behandlung mit Steroiden (intravenös) angezeigt. Wenn die Augenbeweglichkeit eingeschränkt ist, wird außerdem die Orbitaspitzenbestrahlung eingesetzt. Hinzu kommen weitere unterstützende Behandlungen. Beim Auftreten von Doppelbildern können Prismenbrillen verordnet werden. Im schlimmsten Fall wird eine Operation notwendig, die das Auge entlastet.
Diese Maßnahmen können zwar die Entzündungsaktivität bremsen, eine Vollheilung ist allerdings selten. Neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung haben das Verständnis der krankhaften Vorgänge bei der EO aber erweitert. EO-Patienten werden mit sogenannten Anti-IGF-1-Rezeptor-Antikörpern (Teprotumumab) behandelt. In klinischen Studien zeigte sich, dass diese Behandlung nicht nur die Aktivität der EO stoppt, sondern dass sie auch die Augenbeweglichkeit bessert und das Hervortreten des Augapfels verringert. Dadurch ging die Wahrnehmung von Doppelbildern zurück. Die Lebensqualität der Studienteilnehmer besserte sich entsprechend signifikant. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat Teprotumumab im Januar 2020 zugelassen. Die Zulassung in Europa wird erwartet.

Ein weiterer neuer Ansatz zielt auf das Immunsystem ab, ähnlich einer Hyposensibilisierung bei Allergien. In einer ersten Studie mit zehn Patienten, die an Morbus Basedow erkrankt waren, ließ sich auf diese Weise die Schilddrüsenfunktion bei zwei Dritteln der Patienten bessern. Ein Effekt auf die EO kann auch hier erwartet werden. (red)