Augen, Nase und Ohren

Augenerkrankungen – eine Genderfrage?

Die Medizin wird immer individueller. Und bei der Augengesundheit wird der kleine, feine Unterschied zwischen den Geschlechtern immer bedeutender.

13.03.2020
Foto: AdobeStock/Robert Kneschke Foto: AdobeStock/Robert Kneschke

Seit Längerem ist bekannt, dass es auch in puncto Gesundheit Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. So neigen Frauen im Vergleich zu Männern aufgrund einer größeren Immunantwort zu stärkeren Entzündungsreaktionen.

Unterschiedliche Organgrößen

Durch die Beteiligung von Immunmechanismen zum Beispiel an der Entstehung und am Verlauf degenerativer Netzhauterkrankungen werden diese Erkenntnisse in Zukunft auch für die Augenheilkunde relevant sein. Darauf wies Prof. Dr. med. Andreea Gamulescu auf dem Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft im September 2019 in ihrem Redebeitrag hin. Die Leitende Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg führte zudem aus, dass das männliche Auge größer und länger ist als das weibliche. Lediglich die zentrale, sogenannte foveale avaskuläre Zone ist bei Frauen größer. Und obwohl der Mensch vom reinen Betrachten eines Auges nicht auf das Geschlecht des anderen Menschen schließen könne, so Gamulescu, sei dies mithilfe von computergesteuerter Künstlicher Intelligenz (KI) möglich.
Dieser Geschlechterunterschied wird auch anhand der Statistik deutlich.

Ablösung der Netzhaut

So gibt es Augenerkrankungen, die bei Männern oder Frauen öfter auftreten als bei Frauen. Bei Männern etwa kommt es, insbesondere
bei jungen und kurzsichtigen, häufiger zu einer rissbedingten Ablösung der Netzhaut, „Chorioretinopathia centralis serosa“ genannt. Frauen sind dagegen häufiger von Syndrom des trockenen Auges und einer altersabhängigen Makuladegeneration betroffen.
Noch spielten diese Genderunterschiede keine Rolle bei der ophthalmologischen Behandlung, so die Regensburger Expertin. Insgesamt stehe das Verständnis für die Gendermedizin im Bereich der Augenheilkunde jedoch noch am Anfang. (red)