Alters- und Palliativmedizin

Wie die Darmflora das Altern beeinflusst

Es gibt viele Bakterien, die unser größtes Verdauungsorgan bevölkern. Doch nur die richtigen erweisen sich auch als Jungbrunnen.

09.06.2021
Hier sitzt das heimliche Zentrum der Macht.	  Foto: AdobeStock/Dan Race Hier sitzt das heimliche Zentrum der Macht. Foto: AdobeStock/Dan Race

Der Darm ist mit seinen zahlreichen Mikroorganismen ein Schlüsselorgan für unser Wohlbefinden. Geht es dem Darm schlecht, wackelt auch die Gesundheit. Die Zusammensetzung der Bakterien im Darm, die Darmflora, auch „Mikrobiom“ genannt, verändert sich jedoch im Alter.
Welchen Einfluss aber hat diese veränderte Zusammensetzung auf die Gesundheit geriatrischer Patienten – und ihr Altern? Mit dieser Thematik setzte sich Professor Christoph Kaleta, Leiter der Arbeitsgruppe „Medizinische Systembiologie“ am Institut für Experimentelle Medizin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, auseinander. Das Ergebnis: „Wir haben festgestellt, dass sich das Mikrobiom im alternden Körper opportunistisch verhält. Das bedeutet im Detail, dass es die Produktion von – für seinen Wirt vorteilhaften – Metaboliten reduziert und gleichzeitig seinen eigenen Verbrauch von Nährstoffen erhöht“, so Kaleta. „Diese verminderte Kapazität der Mikrobiota in unserem Darm spielt eine zentrale Rolle für das Altern. Erkennbar wird das beispielsweise bei der Zellproliferation und Reparatur von DNA-Schäden.“
Für den Forscher steht fest, dass therapeutische Interventionen, die auf das Mikrobiom ausgerichtet sind, das Altern aktiv verlangsamen können. „Beispielsweise spielt es eine wesentliche Rolle im Wirkungsmechanismus des Typ-2-Diabetes-Medikaments Metformin. Dieses ist in der Lage, die Lebensspanne in einer Vielzahl von Organismen und möglicherweise auch im Menschen zu verlängern“, so Kaleta. Experimente mit Fadenwürmern und Studien mit hochbetagten Patienten haben gezeigt, dass nach der Einnahme des Medikamentes das Mikrobiom aktiver ist. (red)