Alters- und Palliativmedizin

Wenn das Schlucken schwerfällt

Im Alter oder bei bestimmten Krankheiten geraten viele Selbstverständlichkeiten ins Wanken. Dazu gehört auch der Transport von Flüssigkeiten und Nahrung im Körper. Doch was dagegen tun?

11.11.2018
Foto: AdobeStock / Pressmaster Foto: AdobeStock / Pressmaster

Schlucken zu können, scheint vielen Menschen selbstverständlich zu sein – bis es nicht mehr funktioniert. Dabei ist die Beförderung von fester oder flüssiger Nahrung vom Mundbereich in den Magen ein hochkomplexer Prozess, der aus vielen Einzelschritten besteht. Gibt es bei mindestens einem davon ein Problem, kommt es zu einer Störung. Dabei läuft das Schlucken eigentlich automatisch ab. Lediglich den Beginn des Schluckprozesses leitet jeder Mensch bewusst ein, indem er die zerkleinerte Nahrung vom Mund in den Rachen schluckt. Danach verschließt das Gaumensegel den Zugang zur Luftröhre, damit keine Fremdkörper in die Lunge gelangen.

Weitreichende Folgen

Bei einer „Einschluckstörung“ etwa ist der erste Schritt beim Schlucken vom Mund in den Rachenbereich erschwert. Andere wiederum haben das Gefühl, dass der Weitertransport nicht funktioniert und ihnen quasi das Essen im Halse stecken bleibt. Häufig kommt es dabei auch zu einem Wiederaufstoßen oder Erbrechen der Nahrung. Bei bestimmten Erkrankungen ist sogar ein vollständiger Verschluss der Speiseröhre möglich. Für die Betroffenen sind Schluckstörungen jedenfalls eine enorme Belastung. Unbehandelt können diese zu einer geringeren Nahrungsaufnahme und damit zu einem Gewichtsverlust führen. Zudem besteht die Gefahr, dass Flüssigkeiten oder feste Nahrung teils in die Luftröhre und in die Lunge gelangen. Daraus kann schnell eine Lungenentzündung entstehen.

Vor allem Ältere betroffen

Zwar können Schluckstörungen in jedem Alter auftreten, am häufigsten sind jedoch ältere Menschen betroffen. „Der Schluckapparat altert genauso wie andere Körperorgane auch und die Muskulatur in der Region kann allmählich schwächer werden, und auch die Speichelproduktion lässt nach“, erklärt PD Dr. Sebastian Haag, Gastroenterologe aus Wiesbaden und kooptiertes Vorstandsmitglied der Gastro-Liga. „Zudem steigt im Alter das Risiko für Erkrankungen, die das Schluckvermögen beeinflussen können.“ Dazu gehört eine Vielzahl verschiedener Erkrankungen im Bereich der Mundhöhle, des Rachens und der Speiseröhre. Aber auch Erkrankungen von Nerven oder Muskeln, wie die Parkinson-Krankheit, multiple Sklerose oder Schlaganfälle, können sich negativ auf die Schluckfähigkeit auswirken. Zudem können einige Krebserkrankungen im Bereich des Schluckapparates zu einer Verengung der Speiseröhre führen.

Individuelle Therapie

Die Therapie von Schluckstörungen richtet sich nach deren Ursache. So muss zum Beispiel die Speiseröhre bei einer Krebserkrankung häufig entfernt und durch Teile des Magens oder Dickdarms ersetzt werden. Wenn das Eintreten von Partikeln in die Luftröhre nicht auf andere Weise verhindert werden kann, ist manchmal sogar ein Luftröhrenschnitt notwendig. In vielen Fällen können aber bereits schlucktherapeutische Übungen helfen, die speziell geschulte Therapeuten mit Betroffenen trainieren. (red)