Alters- und Palliativmedizin

Was tun gegen Muskelschwund bei Krebs?

Im Alter nimmt die Muskelmasse ab. Parallel dazu steigt das Krebsrisiko. Eine zusätzliche Gefahr für die Muskeln, denn mit einer Tumorerkrankung schwinden zusätzlich Muskel- und Fettmasse.

27.10.2020
Schon nach wenigen Tagen im Bett schwindet die Muskelmasse. Das Protein Wnt7a könnte helfen.  Foto: AdobeStock/Yakobchuk Olena Schon nach wenigen Tagen im Bett schwindet die Muskelmasse. Das Protein Wnt7a könnte helfen. Foto: AdobeStock/Yakobchuk Olena

Im Zuge einer Krebserkrankung kommt es häufig zu einer „Kachexie“. Die komplexe Stoffwechselkrankheit lässt die Patienten stark abmagern und ist für etwa ein Drittel aller krebsbedingten Todesfälle weltweit verantwortlich. Auch die Gabe zusätzlicher Nährstoffe kann daran nichts ändern. Außerdem ist die Funktion der Muskelstammzellen und damit die Muskelregeneration beeinträchtigt. Ein Problem, das auch im Alterungsprozess auftritt.
Deshalb ist Kachexie für Krebspatienten oftmals tödlich, auch weil der Körper so geschwächt ist, dass keine weiteren Therapien, wie Chemotherapie oder Operationen, durchgeführt werden können. Bislang ist dieses Syndrom nur unvollständig erforscht, auch effektive Therapien zur Behandlung fehlen bislang.
Protein macht Hoffnung
Die Forschungsgruppe „Stammzellen im Skelettmuskel“ um Dr. Julia von Maltzahn vom Leibniz-Institut für Alternsforschung –
Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena konnte nun mit ihren Untersuchungen im Mausmodell zeigen, dass ein Botenstoff unabhängig von der die Kachexie auslösenden Krebsart dem Muskelschwund entgegenwirkt. Das untersuchte Protein Wnt7a war bereits aus Studien zur Muskeldystrophie bekannt: „Hier konnte gezeigt werden, dass sich dieses Krankheitsbild durch den Einsatz von Wnt7a verbessert“, erklärt Dr. Julia von Maltzahn, Juniorgruppenleiterin am FLI die Motivation für die Studie. „Wir haben uns die Frage gestellt, ob sich Wnt7a auch bei Kachexie, die bei einer Krebserkrankung auftritt, positiv auf die Muskelmasse und Muskelstammzellen auswirken könnte.“
Muskelstammzellen wachsen
Die Gruppe konnte an humanen Muskelzellen und im Mausmodell zeigen, dass die Behandlung von Muskelzellen mit Wnt7a dem Muskelschwund entgegenwirkt und sich außerdem die Differenzierung von Muskelstammzellen verbessert – zwei wesentliche Symptome der Kachexie bei Krebspatienten. Wnt7a wirkt auf den Signalweg für Muskelwachstum. Das verbessert die Funktion der Muskelstammzellen in der Skelettmuskulatur, die dabei helfen, die Muskeln nach einer Operation zu regenerieren. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Wnt7a eine doppelte Funktion in der Skelettmuskulatur einnimmt, denn es wirkt zum einen im Signalweg für den Muskelaufbau und fördert zum anderen die Funktionalität der Muskelstammzellen in der Skelettmuskulatur, die für eine bessere Regeneration wichtig sind“, erklärt Dr. Manuel Schmidt, Postdoc in der Forschungsgruppe. Das Protein könnte auch unterstützend während der Behandlung/Operation eingesetzt werden. (red)