Alters- und Palliativmedizin

Unbürokratische Hilfe für die Pflege daheim

Die Coronakrise wurde bis jetzt gut gemeistert. Doch an der Situation des Pflegenotstands hat sich kaum etwas geändert. Experten fordern deshalb, den monatlichen Entlastungsbetrag auch dauerhaft flexibel einsetzen zu können.

07.09.2020
Foto: Adobestock/seventyfour Foto: Adobestock/seventyfour

Drei Viertel der Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause betreut und gepflegt. Doch durch die Coronakrise werden sie und ihre Angehörigen in besonderem Maße belastet: Vor allem ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Zugleich brechen viele Unterstützungsangebote weg, da das übliche Betreuungsangebot mit vielen Pflegekräften aus Osteuropa durch die Pandemie große Lücken bekommen hat.

Angehörige auf sich gestellt

Schätzungen zufolge greifen 300.000 Haushalte in Deutschland auf diese Unterstützung zurück. Bleibt sie aus, müssen Angehörige die Versorgung häufig allein meistern – ein zusätzlicher Druck für alle Beteiligten.
Viele von ihnen gelingt es nicht, einen Ersatz zu organisieren. Ambulante Pflegedienste sind überlastet, Tagespflegeeinrichtungen geschlossen und auch die meisten stationären Einrichtungen haben Aufnahmestopp.

Einsatz auch ohne Qualifikationsnachweis

Experten plädieren dafür, den monatlichen Entlastungsbetrag von bis zu 125 Euro individueller einzusetzen und ihn auch für Pflegekräfte ohne Qualifikationsnachweis zu genehmigen. Dadurch könnten auch Nachbarschaftshelfer einspringen. In Nordrhein-Westfalen wurde das Gesetz dahingehend bereits gelockert. Zeitlich begrenzt und vorerst bis zum 30. September 2020. Es kann nach einer erneuten Risikobeurteilung des zuständigen Ministeriums verlängert werden. In anderen Bundesländern ist bislang nur auf anerkannte Dienste und Einzelpersonen mit einem Qualifikationsnachweis begrenzt. „Damit jedoch alle Pflegebedürftigen entlastet werden, muss eine bundesweite und dauerhafte Regelung geschaffen werden, die es erlaubt, dass Familien den Entlastungsbetrag aus der Pflegeversicherung flexibel nutzen können (...)“, fordert Juliane Bohl, Vorstand der Hausengel Holding AG. (red)