Alters- und Palliativmedizin

Mangelernährung rechtzeitig erkennen

Im Alter und bei schweren Krankheiten ändern sich viele Gewohnheiten. Unter anderem das Ess- und Trinkverhalten. Doch was ist normal und wann wird es gefährlich?

19.12.2018

Schlank sein gilt in unseren Breitengraden als Schönheitsideal. Doch wenn vor allem betagte Menschen körperlich immer mehr abbauen, sollte man genauer hinschauen. Oft stecken Probleme oder Erkrankungen dahinter, die die Nahrungsaufnahme erschweren. „Der Blick auf Nachbars Teller oder die Frage nach auffälligen Veränderungen im Essverhalten können lebensrettend sein, denn sie liefern mitunter erste Anzeichen für eine sogenannte Mangelernährung“, weiß Lars Selig, Leiter des Ernährungsteams an der Uniklinik Leipzig.

Ursachen ergründen

Mangelernährung ist nicht nur eine Frage des Gewichts. Auch das Essverhalten liefert wichtige Hinweise auf den Ernährungszustand. Hier spielen der Appetit und die tägliche Essensmenge eine Rolle, aber auch, ob der Betreffende noch ausreichend schlucken kann. „Greift jemand beispielsweise eher zu weicher Kost, könnten Kau- oder Schluckbeschwerden vorliegen“, so Selig. „Auch Erkrankungen oder Probleme bei der Verdauung können Ursache einer ungenügenden Nahrungsaufnahme sein.“
Eine Mangelernährung tritt vor allem bei älteren Menschen u. a. aus Einsamkeit oder als Folge von Depressionen auf, aber auch bei chronisch Kranken, etwa bei einer Krebserkrankung. „Eine körperliche Untersuchung beim Hausarzt und/oder ein sogenanntes Ernährungsscreening können Aufschluss über den Ernährungszustand geben und bilden, falls notwendig, die Grundlage für eine adäquate Therapie“, rät der Experte.

Typische Anzeichen

Doch woran genau erkennt man eine Mangelernährung? Neben krankhaft niedrigem Gewicht (Body-Mass Index von unter 18) sind sozialer Rückzug, Müdigkeit, Antriebsarmut, ein verändertes Hautbild, vermehrter Haarausfall, abnehmende Sehkraft oder eine gesteigerte Infektionsanfälligkeit typische Anzeichen einer Mangelernährung. Auch erholt sich der Körper nach einer Erkrankung langsamer.
Der Organismus fährt seine Leistungsfähigkeit herunter, die Muskulatur bildet sich zurück. Schließlich könnten Betroffenen sogar sterben.

Trinknahrung füllt Nährstofflücken

Patienten, die Aussicht auf Heilung haben und noch nicht am Ende des Lebens stehen, sollte man deshalb mit energiereicher Nahrung versorgen. Selig: „Genügt das nicht für eine ausreichende Gewichtszunahme, kann Trinknahrung eine gute Ergänzung der üblichen Mahlzeiten sein.“ Diese kann vom Arzt verordnet werden und dabei helfen, Nährstofflücken zu füllen und das Gewicht zu stabilisieren. (red)