Alters- und Palliativmedizin

Keine Angst vor Künstlicher Intelligenz!

Maschinen haben kein Herz. Aber sie sind sehr klug und könnten gerade in unserem überlasteten Gesundheitssystem Freiräume für mehr Gespräche und Zuwendung schaffen.

30.10.2019

Ob Prävention, frühzeitige Diagnose oder passgenaue Therapiewahl – Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen erobern den Gesundheitssektor. Sie können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass Menschen schon in naher Zukunft medizinisch besser und individueller versorgt werden.
Das Potenzial der Technologien veranschaulicht der Bericht der Arbeitsgruppe „Gesundheit, Medizintechnik, Pflege“ anhand von Forschungsbeispielen und einem Anwendungsszenario zum Thema Lungenkrebs. Er wurde kürzlich auf der Jahrespressekonferenz der Plattform Lernende Systeme in Berlin vorgestellt. „Ärzte können beispielsweise bildgebende Verfahren mithilfe von KI-Systemen präziser auswerten oder sich bei der Auswahl der passenden Therapie von Lernenden Systemen beraten lassen – die Entscheidungshoheit muss aber beim Fachpersonal liegen“, sagt Klemens Budde, Standortleiter des Campus Charité Mitte und Co-Leiter der Arbeitsgruppe.

KI in der Prävention

Doch nicht nur Erkrankte können von medizinischen KI-Anwendungen profitieren: Smartphone-Apps oder Wearables bieten auch Gesunden die Möglichkeit, die eigenen Gesundheitsdaten zu erfassen und auszuwerten. Auf dieser Basis können die Menschen ihren Alltag gesünder gestalten oder Krankheitssymptome früh identifizieren.
Gerade in der Prävention und Früherkennung von Krankheiten birgt KI somit ein großes Potenzial. „Dreh- und Angelpunkt sind Daten in ausreichender Menge und Qualität. Wir brauchen eine repräsentative und kontrollierte Gesundheitsdatenbasis, die Informationen aus allen Sektoren des Gesundheitswesens beinhaltet“, sagt Klemens Budde. „Ein Digital Health Institute nach dem Vorbild einiger europäischer Länder ist dafür ein sinnvoller Ansatz. Auch über Optionen einer sicheren, selbstbestimmten Datenspende sollten wir diskutieren.“

Maschinen in der Pflege?

Der Bericht beleuchtet auch das Zusammenspiel von Mensch und Maschine in der Pflege: Dort könnte eine KI-gestützte Spracherfassung Pflegekräfte bei Routineaufgaben wie zum Beispiel der Dokumentation entlasten. Dadurch bliebe mehr Zeit für die menschliche Zuwendung. Assistenzroboter und KI-basierte Technologien wie Robotteranzüge könnten es in Zukunft zudem ermöglichen, dass Menschen bis ins hohe Alter selbstbestimmt leben.
Im Mittelpunkt der technologischen Errungenschaften muss aber der Nutzen für Patienten und Pflegebedürftige stehen, betonen die Autorinnen und Autoren des Berichts. „Die KI-Anwendungen sollen Fachkräfte in Krankenhäusern und der Pflege unterstützen und keinesfalls ersetzen. Denn Kommunikation und Empathie spielen in Medizin und Pflege eine wesentliche Rolle. (…)“, erklärt Klemens Budde. Angst vor der KI braucht also niemand haben. Im Gegenteil. (red)