Alters- und Palliativmedizin

FMS trifft Menschen mitten im Leben

07.03.2022

An einem Fibromyalgie-Syndrom, kurz FMS genannt, leiden rund drei von hundert Menschen in Deutschland, das typische Erkrankungsalter liegt zwischen 40 und 60 Jahren. Obwohl das FMS also recht häufig ist und meist Menschen trifft, die mitten im Leben stehen, ist das Krankheitsbild eher unbekannt. Ein Grund hierfür mag sein, dass die Erkrankung für Laien wie für Mediziner nur schwer greifbar ist: Als „Syndrom“ ist das FMS durch das Zusammentreffen mehrerer, für sich genommen recht unspezifischer Beschwerden charakterisiert.
Zu den Schmerzen, die in mehreren Körperbereichen auftreten und mindestens drei Monate lang anhalten, müssen noch Müdigkeit, Erschöpfung und Schlafstörungen hinzukommen, um die Diagnose FMS zu ermöglichen. „Letztlich ist das FMS jedoch eine Ausschlussdiagnose – die Verdachtsdiagnose wird also erst dann gestellt, wenn andere Ursachen für die beobachteten Beschwerden ausgeschlossen wurden“, sagt Prof. Dr. med. Nurcan Üçeyler, MHBA, Oberärztin an der Neurologischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Würzburg und Kongresspräsidentin des Deutschen Schmerzkongresses. Insbesondere finden sich keine Schäden oder Entzündungen an Muskeln oder Gelenken, obwohl die Schmerzen in der Regel dort empfunden werden.
Üçeylers Arbeitsgruppe war die erste, die vor nunmehr acht Jahren eine objektiv belegbare biologische Veränderung bei Patienten mit FMS nachweisen konnte. „Wir konnten damals bei einem Teil der Betroffenen eine Störung der kleinen, schmerzleitenden Nervenfasern außerhalb des zentralen Nervensystems nachweisen, was wir Small-fiber-Pathologie nennen.“ Eine solche Störung, bei der unter anderem die Nervenfaserdichte in der Haut verändert ist, ist zum Beispiel auch als Langzeitfolge eines Diabetes bekannt. Als Richtschnur für die Behandlung des FMS gilt derzeit eine unter Federführung der Deutschen Schmerzgesellschaft erstellte S3-Leitlinie, die auch den großen Einfluss der Psyche auf die Krankheitsentstehung berücksichtigt. Als Konsens gilt, dass neben biologischen Faktoren auch seelische oder psychosoziale Belastungen, Stress und berufliche Überlastung ein FMS befördern können. (red)