Alters- und Palliativmedizin

Das ist palliativ

Wie wollen wir sterben?
Die Frage mag angesichts Raketenfeuers und täglich kommunizierter Corona-Toten zynisch erscheinen, doch sie geht uns alle an und gehört allein schon deshalb in unsere moderne Wertedebatte.

15.06.2022
.   Foto: AdobeStock/macrovector . Foto: AdobeStock/macrovector

Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) zeigt
in einer neuen Informations- und Aufklärungskampagne menschlich und mutig, wie Palliativmedizin und Palliativversorgung Schwerkranken, Angehörigen und Freunden zu helfen vermag. „Der Begriff palliativ ist oft angstbesetzt, dabei kann die Palliativversorgung die Lebensqualität steigern mit ihrem klaren Fokus auf die Bedürfnisse der Betroffenen“, sagt Prof. Dr. Claudia Bausewein, Präsidentin der DGP.
Kampagne für fachfremdes Publikum
Antworten auf die Frage, wie wir sterben wollen, liefert die Kampagne nicht „top-down“, sondern lässt Menschen zu Wort kommen, die mit Engagement und Leidenschaft haupt- und ehrenamtlich in der Palliativversorgung tätig sind. Die Kampagne richtet sich vorrangig an das fachfremde Publikum, an Betroffene, Angehörige und Freunde schwerkranker Menschen – und letztlich an jeden von uns. Dabei nähert sie sich dem Thema Sterben mit einer ungewohnten Selbstverständlichkeit, auch mit einer Prise Humor und rückt den Begriff der Würde der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt. Regelmäßige Posts auf den Social-Media-Kanälen Instagram und Facebook geben einen Einblick in die vielfältige und vielseitige palliative Umsorgung in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Hospizen oder im eigenen Zuhause. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzählen von ihren Erfahrungen und erklären, was für sie palliativ ist – authentisch, ehrlich, menschlich. Palliative Versorgung sucht auch in schwierigen Situation stets kreative und individuelle Lösungen.
Trauer aushalten, aber auch Freude teilen
Nicole Herberger, Pflegefachkraft im Hospiz Lebenszeit im sächsischen Leisnig, berichtet, dass lange Zeit zur Mundpflege aromatisierte Stäbchen eingesetzt wurden, sie aber viel lieber Getränke nutze, die ihre Gäste gerne mögen. „Mehr zuhören als sprechen. Stille aushalten. Trauer aushalten. Aber auch gemeinsam lachen und Freude teilen.“ Für Dr. Sebastian Schiel, Chefarzt für Palliativmedizin am Klinikum Fulda, bedeutet palliativ: „Begegnung zwischen Menschen – auf Augenhöhe, mit Raum für die Geschichten des Gegenübers. Ich begleite Menschen auf einem Abschnitt ihrer Reise. Manchmal ist es der letzte Abschnitt.“

Auf der kampagneneigenen Webseite www.dasistpalliativ.de finden Besucher niedrigschwellig erklärt Informationen über Palliativmedizin und palliative Versorgung sowie praktische Hilfestellungen und Unterstützungsangebote. Die illustrierenden Bildmotive regen humorvoll und provokant zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben an und veranschaulichen, was wir uns alle im letzten Lebensabschnitt wünschen. (red)