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Schilddrüsenchirurgie: Wann, wieviel, wie?

14.07.2020
Foto: DKD Wiesbaden

Dr. Thomas Burgstaller
Chefarzt der Abteilung Endokrine Chirurgie
DKD Wiesbaden



Knotige Veränderungen der Schilddrüse sind nach wie vor der häufigste Grund für eine Schilddrüsenoperation. Umgekehrt müssen Knoten aber nur in den wenigsten Fällen operiert werden. Bei Beschwerden im Halsbereich, auffälligen Schilddrüsenwerten oder familiärer Häufung von Schilddrüsenerkrankungen ist eine Ultraschall-Untersuchung sinnvoll. Bei auffälligen Knoten ab einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter Größe oder einer Überfunktion wird zur weiteren Abklärung eine Szintigraphie angeschlossen. Mithilfe dieser Untersuchung werden gutartige heiße Knoten, die zu einer Überfunktion führen können, von kalten, potenziell bösartigen Knoten unterschieden. Bei auffälligen kalten Knoten kann eine Feinnadelpunktion zur Untersuchung von Zellen durchgeführt werden.
Sollen gutartige Einzelknoten entfernt werden, weil sie Beschwerden verursachen, kann das auch als gewebeschonende Knotenresektion erfolgen. Kommt eine Operation etwa aufgrund von Begleiterkrankungen nicht in Betracht, können Veränderungen wie Zysten oder Knoten, die eine Überfunktion verursachen, mittels Radiofrequenzablation behandelt werden.
Selbst wenn zahlreiche Knoten vorliegen, ist nicht zwingend eine komplette Entfernung der Schilddrüse erforderlich. Es besteht zunehmend der Trend, die Indikation zur Entfernung der Schilddrüsenlappen seitengetrennt zu stellen.
Ist bei einer Basedow Struma aufgrund der Größe, vorliegender Knoten, begleitender Augenerkrankung oder geplanter Schwangerschaft die Operation Methode der Wahl, wird die Schilddrüse komplett entfernt. In vielen Fällen bietet sich jedoch die Alternative einer Radiojodtherapie an.
Das Operationsausmaß bei bösartigen Tumoren der Schilddrüse hat sich ebenfalls deutlich gewandelt. So sind bei bestimmten Mikrokarzinomen und bestimmten minimal invasiven Karzinomen die Entfernung des zweiten Schilddrüsenlappens und der Lymphknoten sowie eine anschließende Radiojodtherapie nicht mehr erforderlich.
Damit ein optimales Behandlungsergebnis erreicht wird, sollte eine Operation immer in einem spezialisierten Zentrum erfolgen. Die dort tätigen Chirurgen verfügen durch die Häufigkeit der von ihnen durchgeführten Eingriffe über besonders viel Erfahrung, wodurch eine Stimmbandnervenlähmung oder eine Nachblutung dort nur noch selten vorkommt. Das Hauptaugenmerk gilt mittlerweile der Vermeidung einer dauerhaften Unterfunktion der Nebenschilddrüsen und möglicher Folgen.
Spezielle Operationszugänge, die Narben im sichtbaren Halsbereich vermeiden sollen, befinden sich unter Studienbedingungen in der Erprobungsphase.