Allgemeine Medizin

MS: Neustart fürs Immunsystem

Bisher ging es bei der Behandlung der Multiplen Sklerose vor allem um Schadensbegrenzung. Mit der Stammzellentherapie ist sogar eine Heilung denkbar.

27.12.2019
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Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS) mit ca. 230.000 Betroffenen in Deutschland.
Bei der immunologisch vermittelten Erkrankung greifen Zellen des Immunsystems fälschlicherweise die körpereigenen Nervenzellen des Gehirns und des Rückenmarks an, wo es zu Entzündungsherden kommt.

Verschlechterung verhindern

MS verläuft meistens schubförmig, was häufig mit einer zunehmenden Behinderung einhergeht. Ein wesentliches Therapieziel ist deshalb immer, genau das zu verhindern.
Die Stammzelltransplantation ist dagegen auf Heilung ausgerichtet. Sie ermöglicht eine Art „Neustart“ des Immunsystems, der sämtliche Fehlprogrammierungen der Immunzellen im Knochenmark löscht. Dafür werden dem Patienten blutbildende Stammzellen entnommen. Dann folgt eine Chemotherapie. Anschließend erhält der Patient die zuvor entnommenen, „gesunden“ Blutstammzellen, die ein neues Immunsystem aufbauen sollen.
Das Verfahren zeigte sich in früheren Studien als vielversprechend, jedoch auch nebenwirkungs- und risikoreich: In seltenen Fällen kann der Aufbau eines neuen Immunsystems misslingen, die Patienten sind dann schutzlos allen Erregern ausgesetzt. Deshalb wird das Verfahren bislang nur als Ultima Ratio eingesetzt.

Seltener Rückfälle

Eine neue randomisierte, multizentrische Studie kam nun zu einem hoffnungsvolleren Ergebnis: Nach fünf Jahren betrug die Progressionsrate nach dem Eingriff 9,7 Prozent im Vergleich zu 75,3 Prozent unter der medikamentösen Therapie. Rückfälle waren in der transplantierten Gruppe seltener, die Lebensqualität höher, der Grad der Behinderung hatte sogar abgenommen. Auch das Nebenwirkungsprofil war in der Studie vertretbar: Die Toxizität erreichte maximal Grad 3, es gab keine lebensbedrohlichen Ereignisse und keine Todesfälle. Ein Behandlungsansatz, der Hoffnung macht. (red)