Allgemeine Medizin

Moleküle gegen multiresistente Keime

Spätestens seit Corona ist klar geworden, dass auch winzige, mit bloßem Auge nicht sichtbare Krankheitserreger ernst nehmen muss. Nun gibt es Therapieansätze gegen MRSA.

14.09.2020
Foto: AdobeStock/Jürgen Fälchle

Trotz der Angst vor dem neuartigen Coronavirus: Multiresistente Keime – kurz MRSA – bleiben eines der Hauptprobleme in Kliniken, aber auch in der ambulanten Pflege. Denn wenn Antibiotika nicht mehr wirken, sind besonders geschwächte Menschen den gefährlichen Keimen schutzlos ausgeliefert. Nach Angaben der Charité in Berlin und der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene sterben jedes Jahr 6000 bis 30.000 Menschen an den Folgen einer MRSA-Infektion. Genau kann man die Zahlen nicht eingrenzen, da Betroffene meist an einer Lungenentzündung oder einer Blutvergiftung (Sepsis) sterben, die man nicht immer mit MRSA in Verbindung bringt. Die Zahlen sollen bis 2050 auf 10 Millionen Fälle pro Jahr steigen. Was also tun?

Infektionskrankheiten behandeln

Dr. Hannelore Meyer, Forschungsgruppenleiterin am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene der Technischen Universität München (TUM), hat mit ihrem Team Frabiotics in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz Zentrum München kleine Moleküle – sogenannte Fragmente – gefunden. Diese sollen es ermöglichen, Infektionskrankheiten zu behandeln, die von Antibiotika-resistenten Bakterien verursacht werden. Zu solchen Krankheiten gehören etwa bestimmte lebensbedrohliche Formen der Lungenentzündung oder der Blutvergiftung.
Die Moleküle haben dabei eine zweifache Wirkung. Sie setzen bei Bakterien die Resistenz gegen besonders häufig eingesetzte Antibiotika außer Betrieb, sodass diese ihre Wirkung entfalten können, und zeigen gleichzeitig selbst eine antibiotische Wirkung. Sie können also ohne Zugabe eines weiteren Antibiotikums Bakterien stoppen.

Weniger Resistenzen

Dank der doppelten Wirkung dürften Keime nicht so leicht Resistenzen gegen diese Behandlung entwickeln. Mit der Förderung aus dem m4 Award wollen die Forschenden den Mechanismus hinter der antibiotischen Wirkung der Moleküle herausfinden und diese für die medizinische Anwendung optimieren.(red)