Allgemeine Medizin

Mit Parkinson leben

Die niederschmetternde Diagnose Parkinson trifft längst nicht mehr nur ältere Patienten. Deshalb ist es umso wichtiger, richtig mit der nach wie vor unheilbaren Krankheit umzugehen, um die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten.

15.06.2022
Beim Umgang mit Parkinson gilt es, die Lebensqualität von Menschen zu erhalten .  Foto: AdobeStock/Robert Kneschke Beim Umgang mit Parkinson gilt es, die Lebensqualität von Menschen zu erhalten . Foto: AdobeStock/Robert Kneschke

Zwischen 240.000 und 280.000 Menschen leben in Deutschland mit Parkinson, einer der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Die typischen Symptome Zittern, Bewegungsarmut und Muskelsteifigkeit treten vorwiegend ab einem Alter von 50 Jahren auf, doch die Zahl der jüngeren Patienten nimmt stetig zu. Nach wie vor ist die Krankheit nicht heilbar, weshalb die Behandlung darauf abzielt, ihr Fortschreiten zu bremsen, die Symptome zu lindern und Einschränkungen in der Lebensqualität zu begrenzen. Dabei spielen die unterschiedlichen medikamentösen und unterstützenden Therapien eine zentrale Rolle. Vor besondere Herausforderungen stellt Parkinson jene Betroffenen, die aktiv im Berufsleben stehen. Neben der medizinischen Behandlung stehen für sie Themen wie der Erhalt des Arbeitsplatzes und die finanzielle Absicherung im Vordergrund.

Wenn sich die ersten Symptome wie Zittern, Veränderungen im Gangbild oder eine Versteifung der Muskulatur zeigen, ist die Krankheit bereits seit Jahren vorangeschritten. Denn der Niedergang von Zellen im Gehirn, die den für unsere Bewegungsfähigkeit wichtigen Botenstoff Dopamin produzieren, setzt allmählich und unbemerkt ein. Treten Symptome auf und kann eine Diagnose gestellt werden, kommt es darauf an, den Dopaminmangel auszugleichen und seine Folgen zu mindern. Dazu steht eine ganze Reihe wirksamer Medikamente zur Verfügung, die je nach Krankheitsverlauf und -dauer sowie abhängig von möglichen Komplikationen eingesetzt werden. Bei fortgeschrittener Erkrankung stellt die Festlegung einer individuell bestmöglichen medikamentösen Therapie Ärzte und Betroffene immer wieder vor große Herausforderungen, besonders wenn Schwankungen der Medikamentenwirkung im Tagesverlauf eintreten. Doch selbst wenn Tabletten zunehmend schlechter wirken, stehen mit Medikamentenpumpen oder einer operativen Therapie noch Alternativen zur Verfügung.
Ebenso wichtig wie die medikamentöse Therapie ist die Behandlung der Folgen des Dopaminmangels auf Körper, Geist und Psyche. Physiotherapie beispielsweise fördert die Beweglichkeit, Stabilität und Reaktionsfähigkeit. Studien weisen sogar darauf hin, dass ein frühzeitiger Beginn der Physiotherapie den Medikamentenbedarf reduzieren kann. Logopädie erhält die Fähigkeit der Patientinnen und Patienten, sich verständlich mitzuteilen und trägt so vor allem zur gesellschaftlichen Teilhabe bei. Gegen die psychischen Folgen der Erkrankung wie die Entstehung einer Depression oder Psychose können psychotherapeutische Maßnahmen und – wenn nötig – zusätzliche Medikamente helfen.

Ein neuer Ansatz ist die Multimodale Parkinson-Komplexbehandlung. Sie kombiniert die medikamentöse Therapie mit Elementen aus Physiotherapie und Physikalischer Therapie, Sport- und Ergotherapie sowie Neuropsychologie und Logopädie. Der Therapieplan wird dabei individuell auf die Bedürfnisse der Patienten und den Schweregrad der Erkrankung ausgerichtet.
Immer häufiger trifft die Diagnose Parkinson auch jüngere Menschen, die mitten im Berufsleben stehen. Neben der medizinischen Versorgung steht bei ihnen die Fragen nach der Vereinbarkeit von Erkrankung und Berufstätigkeit im Vordergrund: Habe ich einen besonderen Schutz im Berufsleben? Welche Rehabilitationsleistungen stehen zur Verfügung, um meine Arbeitsfähigkeit wiederherstellen oder möglichst lange erhalten zu können? Und wie sieht es mit finanziellen Hilfen aus, wenn ich aus dem Beruf ausscheiden muss? Hier leisten zahlreiche Stellen Beratungs- und Unterstützungsangebote, unter anderem die Deutsche Parkinson Vereinigung und ihre Partnerorganisation, der Verein „Parkinson und Arbeitswelt e.V.“. Ihr Beratungsangebot richtet sich ausdrücklich auch an Arbeitgeber, Führungskräfte und die zuständigen innerbetrieblichen Bereiche.

(red)