Allgemeine Medizin

Immuntherapie bei Darmkrebs

So häufig diese Tumorart ist, so gefährlich ist sie auch. Vor allem im fortgeschrittenen Stadium. Für einen bestimmten Typus gibt es nun einen neuen Behandlungsansatz.

06.03.2019
Foto: Ständiges Bauchweh ist ein Alarmsignal.  AdobeStock / adiano Foto: Ständiges Bauchweh ist ein Alarmsignal. AdobeStock / adiano

Schmerzen im Unterleib, Blut im Stuhl – wer solche Symptome hat, sollte den Ursachen dafür schnellstmöglich auf den Grund gehen. Eine davon könnte nämlich tatsächlich Darmkrebs sein. Immerhin ist die Erkrankung mit 60.000 Betroffenen pro Jahr die dritthäufigste Krebsform in Deutschland.
Zwar haben sich die Heilungschancen in den letzten Jahren sehr verbessert, doch noch immer sterben jedes Jahr etwa 25.000 Patienten daran.

Reparatursystem unterstützen

Die Immuntherapie gehört zu jenen neuen Behandlungsoptionen bei Darmkrebs, in die die Wissenschaftler große Hoffnungen setzen. Sie gehen davon aus, dass eine Krebserkrankung umso eher auf diese Therapie anspricht, je mehr Genmutationen die bösartigen Zellen gegenüber gesunden aufweisen. Dazu gehören Tumorzellen mit einer Mikrosatelliten-Instabilität (MSI).
Die Immuntherapie bei Darmkrebs gilt bei den Patienten mit diesen Tumorzellen als besonders erfolgversprechend.
Die Mehrheit der kolorektalen Karzinome hat in ihrem Erbgut vergleichsweise wenige Mutationen und folglich eine geringe Immunogenität. Bei den MSI-Zellen ist das anders. Bei ihnen ist das Reparatursystem für Mutationen defekt. Dies führt zur Bildung veränderter Proteine, die die Aufmerksamkeit der Abwehr auf die Krebszellen lenken.
„Spezialisierte Abwehrzellen des Immunsystems dringen dann in den Tumor ein und zerstören Krebszellen, die sich durch das Neoantigen ausweisen“, erklärt Professor Dr. med. Wolfgang Schepp, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Gastroenterologische Onkologie, Klinikum Bogenhausen in München und Präsident des Kongresses „Viszeralmedizin 2018“, die Vorgänge im Körper.

Krebs demaskieren

Für fortgeschrittene Darmkrebstumoren mit einer hohen Mikrosatelliten-Instabilität („MSI-high“) wurde 2015 in den USA ein erstes Immuntherapie-Medikament zugelassen. Dabei handelt es sich um den Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab.
Checkpoint-Inhibitoren lösen eine natürliche Bremse des Immunsystems und sorgen so dafür, dass der Krebs für das Immunsystem sichtbar wird und besser vom eigenen Körper bekämpft werden kann.
Der Wermutstropfen: Derzeit erfüllen nur etwa fünf Prozent der fortgeschrittenen Darmkrebstumoren die Bedingungen für den Einsatz einer Immuntherapie. Auch sind die modernen Immuntherapeutika derzeit noch nicht in Deutschland für die Darmkrebsbehandlung zugelassen. Die Patienten müssen mit der Krankenkasse über die Kostenübernahme verhandeln. „Hierbei unterstützen wir unsere Patienten – mit einer angemessenen Begründung des Antrags bestehen unserer Erfahrung nach meist gute Aussichten auf eine Kostenübernahme“, so Prof. Schepp. (red)