Allgemeine Medizin

Darmkrebs: Patienten werden immer jünger

Das Kolonkarzinom entsteht nicht erst im Alter, wie viele meinen. Auch vor dem 50. Geburtstag kann die Diagnose drohen. Leider ist der Krebs dann meist schon weit, weil die Vorsorge erst später beginnt.

30.10.2020
Früherkennung ist besonders wichtig!  Foto: AdobeStock/Markus Mainka Früherkennung ist besonders wichtig! Foto: AdobeStock/Markus Mainka

Darmkrebs, vor allem Dickdarmkrebs, war einmal eine Diagnose für betagte Menschen. Der Tumor tauchte auf, wenn sich ungesunde Lebensgewohnheiten über Jahrzehnte summiert hatten und die körpereigene Abwehr zu schwach war, sich dagegen zu wehren.
Doch seit Jahren beobachten Ärzte und Wissenschaftler einen Zuwachs unter jüngeren Betroffenen. Das zeigt eine aktuelle Studie der US-amerikanischen Krebsgesellschaft. Demnach gibt es weltweit mittlerweile mehr Darmkrebspatienten unter 50 Jahren. Vor allem bei jungen Frauen. Eine besorgniserregende Entwicklung, denn in Deutschland beginnt die regelmäßige Darmkrebsfrüherkennung erst ab dem 50. Lebensjahr.

Gene und Lebensweise

Von den 43 in der Studie untersuchten Ländern erkrankten in Indien die wenigsten Menschen unter 50 an Darmkrebs, nämlich 3,5 pro 100.000 Einwohner, in Deutschland etwa 7,7 – gutes Mittelfeld. Mit 12,9 jüngeren Darmkrebspatienten steht Südkorea auf Platz eins. Auch wenn bei einer Krebserkrankung genetische Ursachen ebenfalls eine Rolle spielen können, vermuten die Wissenschaftler eher einen Zusammenhang mit der für Industrienationen typischen schlechten Ernährung, wenig Bewegung und Übergewicht. Eine weitere Ursache könnte auch eine häufige Antibiotikagabe im Kindesalter sein. Deshalb sollte man auf ein normales Gewicht achten, sich regelmäßig bewegen, wenig Alkohol, Tabak und rotes Fleisch und Wurst konsumieren und stattdessen ballaststoffreiche Vollkornprodukte und viel Gemüse essen.

Früherkennung stärken

Darmkrebs hat, früh erkannt, eine sehr gute Heilungsrate. Das Fatale aber ist, dass bei jüngeren Patienten kaum einer damit rechnet und regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen hierzulande erst ab dem 50. Lebensjahr angeboten werden. Entsprechend wird die Tumorerkrankung bei Jüngeren häufiger in einem fortgeschritteneren Stadium entdeckt als bei älteren Patienten, berichteten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Cancer Epidemiology. Von den 521 in der Studie untersuchten Patienten, die bei der Diagnose Dickdarmkrebs hatten und höchstens 40 Jahre alt waren, war die Krankheit deshalb auch häufiger bereits im Tumorstadium II, III und IV als bei den 15.000 Betroffenen, die 66 bis 75 Jahre alt gewesen waren. (bibi)