Allgemeine Medizin

Darmkrebs künftig früher erkennen

Kann Künstliche Intelligenz klüger sein als der Arzt? Sicher nicht. Doch gerade bei der Auswertung von Datenmengen können Maschinen eine große Hilfe sein und so bei der Krebsvorsorge helfen.

02.12.2019

Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 60.000 Menschen an Darmkrebs. Ein Großteil dieser Fälle wäre vermeidbar, wenn Vorsorgeuntersuchungen besser genutzt würden. Denn die Vorsorgekoloskopie gehört zu den effektivsten Früherkennungsmaßnahmen von Darmkrebs in der Medizin.
Bei der Darmspiegelung sucht der Arzt nach verdächtigen Wucherungen, sogenannten Polypen, und entfernt diese, bevor daraus Krebs entstehen kann.
Ob der Arzt sämtliche Polypen findet, hängt unter anderem von dessen Erfahrung und Aufmerksamkeit ab. Hinzu kommt, dass sich nicht aus jedem Polypen Krebs entwickelt – viele der Wucherungen sind harmlos, müssen aber dennoch sicherheitshalber entfernt und im Labor analysiert werden.

Genaue Analyse in Echtzeit

Das könnten KI-Systeme ändern: Bilder der Darmspiegelung, die aus dem Inneren des Organs in hundertfacher Vergrößerung an einen Computer übermittelt werden, können anschließend von einer lernfähigen Software auf verdächtige Wucherungen durchsucht werden. „Eines dieser lernfähigen Systeme erkannte nach einem Training an 8641 Bildern etwa 20 Prozent mehr Polypen im Vergleich zu Endoskopikern“, sagt Professor Dr. med. Ralf Jakobs, Vorsitzender der Sektion Endoskopie der DGVS und Direktor der Medizinischen Klinik C am Klinikum Ludwigshafen auf einer Pressekonferenz im Rahmen des Kongresses für Viszeralmedizin Anfang Oktober in Wiesbaden. Demnach lag die Fähigkeit des Systems, sowohl einen pathologischen als auch einen nicht-pathologischen Zustand richtig zu identifizieren und voneinander zu unterscheiden, unter Studienbedingungen bei 96 Prozent. Und dies in Echtzeit, also unmittelbar während der Untersuchung.

Doppelte Sicherheit

Auch bei der Früherkennung anderen Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts liefern Systeme Künstlicher Intelligenz vielversprechende Ergebnisse. Bei der Erkennung von frühen Formen des sogenannten Plattenepithelkarzinoms, einer Form des Speiseröhrenkrebs, erreichen KI-Systeme eine Entdeckungsrate von 97,8 Prozent und eine diagnostische Genauigkeit von 91,4 Prozent, so das Ergebnis einer aktuellen chinesischen Untersuchung. Auch bei der Entdeckung von Magenfrühkarzinomen zeigte sich das Potential der KI: In einer aktuellen Studie erreichte das System eine Entdeckungsrate von 94 Prozent und eine diagnostische Genauigkeit von 92,5 Prozent. Krebsvorsorge und Früherkennung werden so noch effektiver. (red)