Sport, Knochen und Gelenke

Wenn Greifen zur Qual wird

Der kleinste Finger der Hand ist zugleich der wichtigste. Denn ohne den Daumen ist Greifen kaum möglich. Schmerzen am Daumensattelgelenk sollte man deshalb nicht auf die leichte Schulter nehmen.

30.05.2017

Knöpfe schließen, den Hausschlüssel umdrehen oder einen Kugelschreiber halten – für Menschen mit einer Arthrose des Daumensattelgelenkes, auch Rhizarthrose genannt, ist das oft nur noch unter Schmerzen möglich. Betroffen sind Frauen und Männer. Allerdings leiden Frauen häufiger darunter. Ab dem 60. Lebensjahr ungefähr jede zweite – mit unterschiedlicher Ausprägung. Eine Heilung ist nicht möglich, lediglich eine Linderung der Beschwerden kann durch verschiedene Maßnahmen und Therapien erreicht werden.

Konservative Schmerzlinderung

Da die Beschwerden meist unter Belastung und Bewegung auftreten, sollte man das Gelenk zunächst schonen und auf den Daumen fordernde Aktivitäten wie z. B. Stricken verzichten. „Ich rate dazu, zunächst einmal abzuwarten, ob die Beschwerden anhalten oder sich verschlimmern. Sollte das der Fall sein, können heiße Sandbäder, Schmerzsalben und Stützschienen sinnvoll sein“, rät Prof. Wolfgang Rüther, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische und Rheumatologie (DGORh). „Die Schienen sind jedoch vor allem für Frauen alles andere als praktisch. Schreitet der Verschleiß voran und steht hierbei die schmerzhafte Entzündungsreaktion im Vordergrund, empfehle ich deshalb eine Röntgen-Schmerzbestrahlung“, so Prof. Rüther weiter. „Die sehr geringe Strahlendosis wird meist in sechs Terminen verabreicht und die Ergebnisse sind sehr gut.“

Operative Möglichkeiten

Sind bereits weite Anteile der Gelenkflächen nicht mehr vom Knorpel geschützt, werden die Schmerzen oft direkt durch die Nervenfasern des freiliegenden Knochens übertragen, sind also nicht mehr allein durch die Entzündung bedingt. In diesen Fällen wird nur durch eine Operation eine durchgreifende Linderung der Beschwerden erreicht. Prof. Rüther: „In 95 Prozent der Fälle kommt die Methode der Resektions-Suspensions-Arthroplastiken (RSA) zum Einsatz.“ Dabei wird das große Vieleckbein entfernt und der Daumen mit einer körpereigenen Sehne aus dem Bereich des Handgelenkes stabil aufgebunden. Nach einer Einheilungszeit der Sehne von rund acht Wochen kann die Belastung des Daumens zunehmend gesteigert werden. Nach sechs bis neun Monaten ist schließlich die Endkraft des Daumens erreicht. Weitere Möglichkeiten sind künstlicher Gelenkersatz (Endoprothesen) und Interponate – Platzhalter für den entfernten Knochen. Die RSA ist jedoch bei einer schmerzhaften Rhizarthrose mit einer Patientenzufriedenheit von 95 bis 98 Prozent das Mittel der Wahl. Besser ist es natürlich, vorzubeugen. Prof. Rüther rät Frauen, weniger zu stricken und den Daumen, wo es geht vor Überlastung zu schützen. (red)