Sport, Knochen und Gelenke

Schadet Extremlaufen den Gelenken?

Ultramarathonläufer haben Beine aus Stahl, so scheint es. Für ihr Training absolvieren sie viele Hunderte von Kilometern auf Asphalt. Doch nun steht fest: Ihre Gelenke erholen sich noch während des Laufens!

09.10.2017

Extreme Laufbelastungen führen – zumindest bei durchtrainierten Sportlerinnen und Sportlern – zu keinen dauerhaften Schädigungen an den Gelenken. Vielmehr zeigt der Knorpel der Fuß- und Sprunggelenke auch während des Laufens ein erstaunliches Regenerationspotenzial. So lauten die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung zum Transeuropa-Lauf von 2009, die unlängst veröffentlicht wurden. Der Lauf wurde damals von einem Mediziner- und Forscherteam um Dr. Uwe Schütz aus der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Ulm mit einem mobilen Kernspingerät (MRT) begleitet.

Störungen im Knorpel

Alle drei bis vier Tage untersuchten die Ulmer Wissenschaftler die Teilnehmer aus zwölf Nationen, die täglich zwischen 44 und 95 Kilometern laufend zurücklegten. „Die MRT-Aufnahmen, die wir in unserem eigens mitgeführten Lkw anfertigten, zeigten schnell, dass die Gelenke auf die Strapazen signifikant reagierten“, erläutert Projektleiter Schütz. „Es kam auf den ersten 1500 Kilometern in allen Gelenken zu einer Zunahme der sogenannten T2-gewichteten Signale, darunter ist ein Marker zu verstehen, der eine Störung im Knorpel anzeigt“, so Schütz weiter.
Von dieser Beobachtung nimmt er lediglich die Kniescheibe aus, da dieser Teil des Kniegelenkes beim Laufen auf der Ebene keine relevante Belastung erfährt. „Im Bereich des Sprunggelenks konnten wir einen T2-Anstieg um 20,9 Prozent, im Knöchel um 25,6 Prozent und im Bereich des Mittelfußes um 26,3 Prozent feststellen“, sagt Schütz. Spitzenreiter sei ein Bereich des Kniegelenks (Femorotibialgelenk) mit Werten bis zu 44 Prozent gewesen.

Gelenke erholen sich schnell

Je mehr Kilometer jedoch im Verlauf des „Transeuropa-Laufs“ zurückgelegt wurden, umso mehr erholte sich der Gelenkknorpel. Lediglich im Kniegelenk blieben die Werte erhöht. „Wir hatten eigentlich erwartet, dass die Fußgelenke auf Dauer anfälliger sind, denn ihre Gelenkfläche ist kleiner, damit ist auch die Belastung pro Flächeneinheit größer“, führt Schütz aus. Darüber hinaus sei interessant, dass sich der Durchmesser der Achillesferse vergrößert habe. Knöcherne Strukturen insgesamt seien durch die enormen Belastungen eher nicht in Mitleidenschaft gezogen worden, auch wenn es bei zwei Läufern zu Ermüdungsbrüchen im späteren Rennverlauf kam. (red)